Löse dich von deinem inneren Stigma – Predigt vom 10.11.2018

 Das heutige Thema lautet: Löse dich von deinem Stigma bzw. von deinem unsichtbaren Brandmal. Der aktuelle Bezug dazu ist das Ende des Ersten Weltkrieges vor einhundert Jahren. Es gibt noch heute immens viele von diesem Krieg geschädigte Personen, die eine innere Verletzung in sich tragen, obgleich inzwischen sehr viel Zeit vergangen ist. Was hat sich nicht alles in den Familien der circa zehn Millionen Väter, die ihr Leben im Krieg lassen mussten, zugetragen. Wie viele Kinder wurden vaterlos in Zeiten größter Trübsal, Drangsal, Bedrängnis und Not aufgezogen! Hernach brach der Zweite Weltkrieg herein, der über fünfzig Millionen Tote hervorbrachte. Das hinterließ weitere Spuren. Sämtliche Hinterbliebenen sind geschädigt. Die darauffolgende neue, junge Generation ist arg in Mitleidenschaft und Bedrängnis versetzt, vernachlässigt, mit Trauer und Schmerz beladen, verfolgt, betrübt und verletzt. Diese sogenannte Nachkriegsgeneration ist stigmatisiert. Darum geht es in meiner heutigen Predigt. Über solcherart inneres Brandmal möchte ich verkündigen.

 

Bei uns zu Hause wurde des Öfteren vom Krieg erzählt. Es wurde viel debattiert. Sobald in der Schule das Wort Krieg fiel, hörte unser Lehrer nicht mehr auf, darüber zu berichten. Er war ein Kriegsverletzter mit nur noch einem Bein, verstümmelt und traumatisiert. Diese Erfahrungen wie Traumata und negative Erlebnisse werden an die Kinder und Kindeskinder weitergegeben! Dieses Themenfeld werde ich in dieser Predigt, mittels der Gnade, die mir der Herr verleiht, aufarbeiten. Ich werde also heute ein seelsorgerliches Thema behandeln. Dabei lasse ich Beobachtungen einfließen, die ich während der unzähligen Seelsorgesitzungen gesammelt habe, denn landein landaus gibt es Betroffene, denen dieses informative Thema nicht dargereicht wird. Für diese Personen verkündige ich das Wort des Herrn und lasse verlauten, wie es möglich sein kann, Segnungen und Heilungen allein durch den Glauben an das Wort Gottes zu erfahren. Ich verfolge mit dieser Predigt einen wichtigen seelsorgerlichen Dienst.

 

Jede Person, die sich auf diesem Erdenrund befindet, hat ein inneres Brandmal, welches gänzlich unbewusst, ohne davon überhaupt in Kenntnis gesetzt worden zu sein, durch die eben in Erwähnung gebrachte Kriegsgeneration, empfangen wurde. Erwähnung finden an dieser Stelle die Trümmerfrauen oder auch alle Ehen, die geschieden worden sind. Unsere Generation sowie diese, welche nachfolgt, trägt ein inneres Brandmal. Folgende Botschaften werden allerorts kundgetan: „Mein Vater verließ meine Mutter!“ oder „Mein Vater war ein Lump, ein Säufer, ein Vagabund, ein Dealer!“ o.Ä. Durch die Vorfahren gibt es immens viele Geschädigte hierzulande sowie allerorts auf Erden. Heute werde ich das Thema Familienflüche behandeln. Sie sind in Existenz gebracht worden, vorhanden und bleiben bestehen. Niemand vermag sie totzuschweigen oder zu leugnen. Dafür sind die Psychologen, Psychotherapeuten und Seelsorger da. Würde es dieses Problem nicht geben, wären sie 'auf leeren Posten gestellt'.

 

Ich werde die Geschichte des Absalom beleuchten. Absalom war der Sohn Davids, der gegen seinen Vater rebellierte. Er selber wusste nicht, welches Schicksal ihn ereilen und welche Kämpfe er zu durchleben haben sollte. Auch er trug ein inneres Brandmal. Ein Stigma ist gleich einer Tätowierung. Demjenigen, welchem es zuteil wurde, vermag sich dagegen nicht zu wehren! Es ist für immer vorhanden, außer es verschwindet durch die Gnade und Gunst des Herrn. Geschieht das nicht, hat die innere Schmach ewigen Bestand. Nachfolgend zitiere ich aus dem Wort des Herrn. Es steht geschrieben: Da erbebte der König und ging hinauf in das Obergemach des Tores und weinte, und im Gehen rief er: Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wollte Gott, ich wäre für dich gestorben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn! (2 Sam 19,1) Nachdem David vom Tod seines Sohnes vernommen hatte, brach er in Tränen aus, stieg ins Dachgemach, den oberen Söller, brachte immer wieder den Namen seines Sohnes in Erwähnung und bedauerte, dass er nicht beileibe für ihn heimgesucht worden sei. Er bekundete die Worte: „O, wie viel lieber wäre ich für dich heimgegangen, mein geliebter Sohn!“

 

Obgleich der Sohn gegen den eigenen Vater rebellierte, wäre er am liebsten an seiner statt heimgesucht worden. Die Geschichte ist uns allen vertraut. Absalom wurde von Joab erstochen, sodass er, versehen mit seiner wunderbaren Haarpracht, irgendwo zwischen Himmel und Erde im Baum hängen blieb, während sein Pferd unter ihm hinweg galoppierte. Als sein Vater David das erfuhr, geriet er außer Rand und Band, wurde depressiv und niedergeschlagen, weil er intuitiv erfasste, welches großes Leid Absalom durch sein Versagen widerfahren war.

 

Mit dieser Botschaft rufe ich einen Elternbußtag aus! Über viele Eltern sollte ein Bußtag verhängt werden. Unzählige Menschen sind angehalten Buße zu tun über ihr Fehlverhalten und Vergehen gegenüber ihrem 'eigen Fleisch und Blut'. Durch diese Predigt möge es mir gelingen, den unzähligen Betroffenen das Heil, welches wir in Jesus Christus haben, zuzutragen, um sie vor weiteren Fehlschlägen, Missetaten und Katastrophen zu bewahren.

 

Herzzerreißend jammert David hier über die Fehler, welche er begangen hatte. Vier seiner Kinder büßten ihr Leben ein. Tamar, eine seiner Töchter, hat ein Problem, welches sie allein nicht zu bewältigen imstande ist. Sie verblüht bereits als junge Frau, da sie vergewaltigt worden ist. Ihr Vater, König David, unternimmt dagegen nichts; zumindest gibt es darüber keine Spur, weder in der Heiligen Schrift noch in den Veden. Er arbeitet diese Schandtat nicht auf!

 

Die Sünden der Eltern zerstören der Kinder Häuser. Dieser Grundsatz gilt nach wie vor! Desgleichen baut der Segen der Eltern die Häuser ihrer Kinder auf. Die Bibel ist voll der Sünden der Eltern!, siehe Rebekka, durch die ihrer Familie nichts Gutes widerfahren war. Sie trickste Esau und Jakob aus und stellte ihrem Sohn anheim, den eigenen Vater zu belügen. Hernach war Jakob permanent gejagt und getrieben. Er sah sich genötigt, vor Esau die Flucht zu ergreifen. Sein Vater Isaak befolgte nicht die Anweisungen des Herrn. Offenbar ließ er sich nicht vom Geist Gottes führen und leiten, als der Segen des Herrn der verkehrten Person widerfuhr. Das bereitete ihm selber eine große Not. Solches sind die Sünden der Väter, worüber ich heute predigen und das Wort des Herrn proklamieren werde.

 

Das Kind kann nichts dafür, dass es keine richtige Vater-Sohn bzw. Mutter-Tochter-Beziehung hat. Was nützen David sämtliche erworbenen Triumphe und Erfolge bzw. seine gesamte Glückseligkeit, wenn am Ende dabei seine Familie zunichte kommt? Wie viele Familien - insbesondere christliche - werden systematisch zerstört! Ich stelle euch meine Erfahrungen aus der Seelsorge anheim, die ich selber erleben und sammeln durfte. Sämtliche Triumphe und Siegesmeldungen nützen hernach nicht viel, wenn ein Familienmitglied darunter leidet! Der Sieg erstickt im Keim, wenn hernach folgendes Bild offenbar wird und du dir selbst eingestehst: „In meiner Familie bzw. dem Hause, welchem ich vorstehe, bleibt der Segen aus!“

 

Ein Klageruf Davids bestätigt solches. David ruft lautstark die folgenden Worte aus: „O Absalom, o Absalom, mein Sohn!“ In folgendem Psalm spiegelt sich sein Klageruf wieder. Das Wort der Verkündigung lautet: Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh. Ach, HERR, wie sind meiner Feinde so viel und erheben sich so viele wider mich! Viele sagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott. Sela. Aber du, HERR, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor. Ich rufe mit meiner Stimme zum HERRN, so erhört er mich von seinem heiligen Berge. Sela. Ich liege und schlafe und erwache; denn der HERR hält mich. Ich fürchte mich nicht vor vielen Tausenden, die sich ringsum wider mich legen. Auf, HERR, und hilf mir, mein Gott! / Denn du schlägst alle meine Feinde auf die Backe und zerschmetterst der Frevler Zähne. Bei dem HERRN findet man Hilfe. Dein Segen komme über dein Volk! Sela (Ps 3,1ff.).

 

Absalom ist tot! Der gesamte einstmals errungene militärische, berufliche Erfolg bzw. seine Karriere, die er vollzogen hatte, wird plötzlich uninteressant und nützt ihm nichts mehr! Der Vater schreit: „Mein Sohn Absalom! Mein Sohn! Mein Sohn Absalom!“ Der Tod seines Sohnes ist eine ganz persönliche Niederlage für David.

 

Ich betrachte die vielen christlichen Familien, in denen die Kinder 'auf schiefe Bahn' gerieten. Wie viele Eltern verfolgen rücksichtslos ihre Geschäfte. Horst, ein junger Mann aus Stuttgart, wurde von Heroin befreit. Nachdem er in Afghanistan auf der Drogenstraße in einem Ashram war, bekehrte er sich und kam unlängst danach zurück in die Gemeinde. Ich klärte ihn auf, dass er sich mit seiner Familie zu einigen und zu versöhnen habe. Daraufhin trafen sie sich. Die Mutter war Ärztin, besaß eine eigene Praxis und zog in Erwägung, dass ihr Sohn diese Praxis einmal erben und übernehmen sollte. Als ihn nun die Mutter abholen und mit sich nehmen wollte, ließ er ihr gegenüber das Folgende verlauten: „Mutti, dir geht es um deine Karriere sowie Ansehen und Erfolg, aber ich möchte mein Leben so führen, wie es mir gefällt und selbst am allermeisten entspricht! Dein Leben ist nicht für mich, sondern für dich bestimmt!“ Er blieb zu Hause, war in Leonberg Postbote und lebte mit seiner Familie glücklich zusammen. Der Sohn sprach: „Ich möchte leben wie es mir behagt!“ Kinder wollen leben und nicht irgendein Doktor oder Professor sein.

 

Der Tod Absaloms war Davids ganz persönliche Niederlage! Der Vater hatte den verzweifelten Hilfeschrei dieses jungen Mannes überhört. Er merkte nicht, dass seinem Sohn etwas abhandengekommen war: er wollte unbedingt mit seinem Vater sprechen, weil er eine Angelegenheit im Herzen trug, die er geregelt haben wollte. Absalom war von Kopf bis Fuß vollkommen rein. So ist es im Wort Gottes verzeichnet. Es steht geschrieben: Es war aber in ganz Israel kein Mann so schön wie Absalom, und er hatte dieses Lob vor allen; von der Fußsohle bis zum Scheitel war nicht ein Fehl an ihm (2 Sam 14,25). Das heißt, äußerlich stellte er etwas dar, wirkte makellos und gesund, doch inwendig gab es eine Verletzung, die er trug. Den Sohn Davids beschäftigte etwas sehr! Eine innere Not quälte und bewegte ihn! Es ging ihm um seine Schwester Tamar, die von ihrem leiblichen Bruder vergewaltigt worden war. Das rieb ihn innerlich auf, setzte ihm zu und bereitete ihm Schmerzen. David vermochte diese Schmerzen - des Sohnes Traurigkeit, Nöte, Sorgen, Ängste und Pein - weder zu erkennen noch zu erfassen! Er ignorierte sie!

 

Es entsetzte Absalom, dass seine Schwester eine solche schwere Last auferlegt bekam. Sein Bruder Amnon spielte ihr etwas vor. Er stellte sich krank, ging zu David und sprach die Worte aus: „Vater, ich bin krank und habe Fieber. Ich möchte bedient werden und benötige eine Magd. Es würde mich freuen, wenn Tamar käme und mich bewirten würde.“ Währenddessen wurde sie vom eigenen Bruder missbraucht! (Siehe 2 Sam 13,1ff.) Der Vater ließ zu, dass im eigenen Hause Missbrauch betrieben wurde! Absalom war entsetzt. Seine Schwester wurde vergewaltigt! Absalom war nicht gewillt diese Zulassung seinem Vater zu vergeben und einfach so hinzunehmen. Er wurde gewahr, dass sein Vater nichts gegen dieses sündhafte Verhalten unternahm und forderte Tribut. Wenn Eltern nichts gegen das offenbar gewordene Übel unternehmen, hinterlässt das Spuren. Eine offene Sündenschuld, die nicht aufgearbeitet wird, hat immer eine Konsequenz.

 

Absalom übernimmt jetzt das Kommando in eigener Regie. Er macht kurzen Prozess und lässt den Bruder umbringen. Daraufhin wird er verfolgt. Erst nachdem fünf Jahre ins Land gezogen sind, kehrt er wieder in Jerusalem ein. Doch der Vater lehnt seinen Sohn ab. Er wendet sich ihm nicht zu. Dreimal verfolgt Absalom die Absicht, mit seinem Vater über diesen besorgniserregenden Vorfall zu reden und dreimal wird ihm eine Abfuhr erteilt und er hat Widerspruch zu erdulden. Wie oft probieren Kinder mit ihren Eltern in Kontakt zu treten. Oftmals sind diese nur deshalb aufsässig, weil sie mit ihren Eltern reden wollen, aber ihnen der Kontakt verwehrt bleibt. Es wird ihrer Bitte widersprochen. Sie haben Widerspruch zu erdulden und zu ertragen. Sie werden kurzerhand abgelehnt. Darüber sind sie dann bitter enttäuscht. Sie werden einfach übergangen und liegengelassen. Keiner setzt sich für ihre Belange ein. Dadurch entsteht in ihrem Inneren eine große Leere. Dieses 'innere Wundmal' kann nicht abheilen. Es tritt zeitlebens immer wieder hervor.

 

Von Absaloms zweiten Versuch, mit seinem Vater über diese Angelegenheit zu sprechen, wird uns berichtet. Alles ist biblisch beleg- und begründbar. Dass sich David nicht für Tamar einsetzt, wird ihm von Absalom vorgeworfen. Er äußert, dass König David nicht der Wahrheit nachgehe und somit seine väterliche Pflicht vernachlässige. Allen vorüberziehenden Passanten teilt er mit, dass sich König David nicht an seine Verpflichtungen halten und keinesfalls zur Wahrheit stehen würde. Mit diesen und ähnlichen Äußerungen werden ihm die Herzen aller Vorüberziehenden aufgetan, woraufhin er die Worte äußert: „Ich will euch hilfreich zur Seite stehen und euer Berater sein.“ Das Wort des Herrn, welches gemäß der Überlieferung aus der Heiligen Schrift offenbar wurde und nachfolgend niedergeschrieben steht, lautet: Und es begab sich danach, dass Absalom sich einen Wagen anschaffte und Rosse und fünfzig Mann, die seine Leibwache waren. Auch machte sich Absalom des Morgens auf und trat an den Weg bei dem Tor. Und wenn jemand einen Rechtsstreit hatte und deshalb zum König vor Gericht gehen wollte, rief ihn Absalom zu sich und sprach: Aus welcher Stadt bist du? Wenn der dann sprach: Dein Knecht ist aus dem und dem Stamm Israels, so sprach Absalom zu ihm: Siehe, deine Sache ist gut und recht; aber du hast keinen beim König, der dich hört. Und Absalom sprach: Oh, wer setzt mich zum Richter im Lande, dass jedermann zu mir käme, der einen Streit oder eine Rechtssache hat, damit ich ihm zum Recht helfe! Und wenn jemand ihm nahte und vor ihm niederfallen wollte, so streckte er seine Hand aus und ergriff ihn und küsste ihn. Auf diese Weise tat Absalom mit ganz Israel, wenn sie vor Gericht kamen zum König. So stahl Absalom das Herz der Männer Israels (2 Sam 15,1-6).

 

Das hatte zur Folge, dass seine Anhänger innerhalb der Bevölkerung, die ehemals alle an ihm vorübergezogen waren, stetig an Zahl zunahmen, bis er schließlich etwas tat, um seinen Vater vom Thron zu stürzen. Betrachte: Fortwährend verkündigt Absalom öffentlich, dass sein Vater ein Nichtsnutz sei, mit dem man nicht zurechtzukommen vermag. - Der Junge, von dem ich vormals berichtete sprach: „Mutter, ich gehe nicht fort von hier. Nach Celle folge ich dir nicht, um deine Praxis zu übernehmen!“ -  Absalom versucht nun in Eigenregie zu handeln. Die Macht übernimmt er selbst, wodurch er großes Ansehen beim Volk erfährt. Die Menschen stehen Absalom bei und unterstützen seine Vorhaben. Sie gestehen sich ein, dass König David ein Taugenichts sein muss. Wir, die heutige Generation, verehren König David, bestaunen diesen Mann und sagen: „O, welche wunderbaren Psalmen er doch verfasst und gesungen hat!“ Aber, dass er Sünde begangen und sie nicht richtig aufgearbeitet hatte, ziehen wir nicht in Betracht. Was nützt es, wenn wir fromme Christen sein wollen, aber nicht bereit sind unsere Sünden mit der Hilfe und Allmacht des Herrn aufzuarbeiten und zu beseitigen?

 

Wir sehen hier: Absalom und seine Streitwagen ziehen in Jerusalem ein. Sein Vater sieht sich dieser Situation hilflos ausgeliefert und flieht von dannen. Das ist eine typische Handlungsweise Davids und desgleichen der Frommen! Man flieht, man unternimmt zwar etwas, aber das Verkehrte! Man wandert aus und versucht sich in Sicherheit zu bringen. David entscheidet sich, das Problem so gut wie möglich zu umgehen, aber es lässt ihm keine Ruhe. Die Entscheidungsschlacht beginnt. Davids Männer bedrängen ihn von allen Seiten und sagen, er solle nicht in den Krieg ziehen, sondern daheim bleiben, da sich dieser Schritt als gefährlich erweisen könnte. Doch der König bleibt konsequent und zieht in die Schlacht. Zuvor äußert er das Folgende zu Joab: „Schone mir meinen Sohn Absalom!“ Meinen Widersacher! Es steht geschrieben: Und der König gebot Joab und Abischai und Ittai und sprach: Schont mir den jungen Absalom! Und das ganze Kriegsvolk hörte es, als der König allen Hauptleuten Absaloms wegen diesen Befehl gab (2 Sam 18,5). Obwohl David weiß, dass zwischen ihm und seinem Sohn ein Konflikt besteht ist er nicht bereit, diesen zu beheben.

 

Während dieser Schlacht verfängt sich Absalom in den Zweigen einer Terebinthe. Das Maultier, welches ihn mit sich trug, rennt von dannen und der Sohn Davids hängt zwischen Himmel und Erde in den Wipfeln der einem Eichenbaum ähnlichen Baumkrone. Joab, ein Neffe Davids, ersticht ihn ganz bewusst und willentlich. Obgleich ihm zuvor eröffnet wird, dass er ihn nur gefangenzunehmen und nach Jerusalem zu bringen habe, handelt er nicht dieser vom König erlassenen Anweisung gemäß. Daraufhin wird ihm ein Grabmal bereitet, welches mit Steinen zugeschüttet wird. (Siehe 2 Sam 18,17) Dass der eigene Neffe ihn ermordet hatte, zog weitere Spannungen innerhalb der Familie nach sich. Joab war über die Sünde, welche sich in Davids Leben zugetragen hatte - den Meuchelmord, der an Urija stattfand - informiert und wusste darüber genauestens Bescheid. Sämtliche Hintergründe waren ihm vertraut. Deswegen wurde der Mord an Absalom kurzerhand vollstreckt. Absalom musste ganz klar die Schuld seines Vaters büßen!

 

Als David die Nachricht vom Tod Absaloms erfährt, ist er vom Schmerz wie gebannt. Er ist voller Trauer und sieht sich dreimal genötigt den Namen seines Sohnes kundzutun. Er fügt hinzu: „O, wäre ich doch an deiner Stelle gestorben!“ Ohne Frage fühlt David hier seine eigene Schuld und sagt sich insgeheim: „Ich bin der eigentlich Schuldige. Meinetwegen wurde diese Tat begangen.“ Des Weiteren muss er den folgenden Wortlaut verwendet haben: „Ich bin schuld, dass mein perfekter Sohn, ein Thronfolger, im Widerstreit gegen mich rebelliert! Er ist der Leidtragende, obwohl ich einen Fehler begangen habe. Was soll nun geschehen? Es gibt keine Wiedergutmachung.“ So wie König David können auch wir an einen Punkt gelangen, da keine Wiedergutmachung mehr erfolgt. Eine viel zu große Wunde ist da. Das Ausmaß des Schmerzes ist erreicht.

 

Dem Vater gelingt es nicht, seinen Sohn zu begreifen. Er fragt sich: „Was habe ich ihm angetan, dass er gegen mich rebelliert?“ Absalom hätte seinen Vater dringend gebraucht, doch er verwehrte sich ihm! Da war die Versöhnung, die beiden nicht gelang! Ein Sohn braucht den Vater; eine Tochter braucht die Mutter! Beides ist wichtig und muss vorhanden sein! Absalom vermag das Unvermögen seines Vaters sich der schmerzlichen Debatte zu stellen nicht zu fassen. Er weicht ihm abermals aus. Diese Ablehnung war der Anlass für Absaloms Werk. Deswegen beschließt er nun, eigenmächtig zu handeln und eigene Wege zu gehen. Dadurch sollte dem König seine Macht kundgetan werden; d.h. der Vater sollte erkennen, dass sein Sohn sehr wohl jemand zu sein vermag, auch wenn er vom eigenen Vater keinen Zuspruch erhielt.

 

Absalom war Hass erfüllt sowie seinem Vater gegenüber feindlich gesinnt. König David war ein Casanova; wir kennen seine Geschichten und Debatten mit dem weiblichen Geschlecht. David hatte große Probleme, die er jedoch nie innerhalb der Familie zu klären vermochte. Deswegen zollte Absalom seinem Vater weder Achtung noch Respekt. Es gelang ihm nicht, den Vater zu verstehen. Durch das Fehlverhalten König Davids wurde dem Sohn ein Brandmal ins Herz gesengt. Er war tief verletzt von seinem Vater, der nicht imstande war, seine eigenen Konflikte zu lösen. David musste die durch ihn selbst zustande gekommenen Probleme gesehen haben, da er zeitlebens eine gläubige, fromme, dem Herrn hingegebene Person war. Dennoch war er nicht imstande, seine Probleme mit Gottes Hilfe zu klären. Daraus erwuchs ein Kriminalroman.

 

David ließ sich fortwährend als Held feiern. Die Leute verkündeten: „Das ist der große David, der ehrfürchtige Mann Gottes! Er ist im Zentrum und Willen des Herrn, gesalbt von Samuel!“ Äußerlich stand er als Sieger da, aber innerlich war er geschunden, geschlagen und zerschmettert. Seine Verletzungen trug er mit sich bis ins Grab. Die Angelegenheit war keinesfalls abgetan, auch wenn er die Meinung vertrat, dass alles bereinigt sei. Sein Neffe Joab wurde des Amtes enthoben. Dadurch wurde Stillschweigen über die Missetaten des Königs verhängt. Gleich Donald Trump ist es möglich, die Minister des Amtes zu entheben, falls sie anderer Gesinnung sind. Joab war gestört, eingeschüchtert und betrübt. Ihm wurde zu viel zugemutet. Er war bestens über das Leben Davids informiert. Aufgrund dieser Informationen kam Absalom zu Fall.

 

Der Sieg Davids war nur vorübergehend. Was tut Joab? Er lyncht Amasa (Siehe 2 Sam 20,9f.), sodass er selbst wieder in seine frühere Berufung, das Amt des Heerführers, einzutreten vermochte, welches er zuvor bestritten hatte. (Siehe 2 Sam 19,13f.) Siehe: Kurz vor seinem Dahinscheiden sendet David an Salomo den Befehl, dass er auf gar keinen Fall vergessen dürfe sich an Joab zu rächen. Mit seiner Schuld zu leben, ist dem König unerträglich geworden. Weil Joab bestens über diese Missetat in Kenntnis gesetzt worden war, musste er beseitigt werden. Hieraus ist ersichtlich, dass diese Geschichte unaufgearbeitet geblieben war bis zum Schluss bzw. dem Ende König Davids. Sie wurde weder bereinigt noch aufgearbeitet noch geklärt. David nahm sie mit ins Grab. Joab wurde kurze Zeit nachdem er sein Amt wieder aufgenommen hatte liquidiert. (Siehe 1 Kön 2,5) Der tiefe Zerbruch zwischen Vater und Sohn blieb bis zum Schluss bestehen.

 

'Löse dich von deinem inneren Stigma' ist mein Thema. Doch du vermagst es nicht, selbst wenn du es willst. Es gab keinen Frieden zwischen David und Absalom bzw. Vater und Sohn. Beide hatten für immer verloren! Beide büßen in der Ewigkeit, auch wenn der himmlische Vater vergibt! Trotzdem. David rief aus: „Mein Sohn Absalom! Mein Sohn Absalom!“

 

Das Wort des Herrn, welches gemäß der Überlieferung aus der Heiligen Schrift offenbar wurde und nachfolgend niedergeschrieben ist, lautet: Eine Unterweisung Davids. Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Falsch ist! (Ps 32,1f.) Diese von ihm verkündigten Worte sind nichts anderes als folgender Hilfeschrei: „Ach, dass ich doch an deiner Stelle gestorben wäre! Aber nun ist alles zu spät! Es gibt kein Zurück!“ Absalom stirbt unwürdig. David geht in die Ewigkeit über und niemand weiß, was sich tatsächlich nacheinander alles begab. Keiner weiß von den zahlreichen Versuchen, die Absalom immer wieder unternommen hatte, um seinem Vater zu begegnen und mit ihm zur Versöhnung zu gelangen. Hier gelangt das schuldhafte Versagen Davids ans Licht und tritt klar und deutlich hervor.

Sogar fromme Geschwister sind beladen mit eigener Schuld, die sie selbst verursacht haben und mit in die Ewigkeit hinübernehmen. In materieller Hinsicht sorgte David wunderbar für seine Familie. Die Bibel gibt Aufschluss darüber, dass alle restlos versorgt gewesen seien. Während einer Feier z.B. bietet David seinen Söhnen alles nur Denkbare an. Absalom verfügt sogar über eine kleine Armee. Er besitzt Pferde und Wägen. Äußerlich geht es dem Kronprinzen gut. Das Stigma ist nicht ersichtlich. Die Tätowierung im Herzen bzw. das Brandmal besteht im Innen. Doch im eigentlichen Sinne ist die Familiengeschichte Davids eine einzige Katastrophe, obwohl David dem Herrn einen Tempel bauen und für Ihn streiten will. Es stellt sich heraus, dass in seinem Leben sehr viel im Argen ist.

David hatte in seinem Amt als königlicher Würdenträger große Verantwortung zu tragen. In dieser sogenannten Patchwork-Familie, welche er mit mehreren Frauen gegründet hatte und aus der folglich mehrere verschiedene Kinder hervorgingen, gab es große Schwierigkeiten. Absalom versuchte vergeblich, das Herz seines Vaters zu erreichen. Er probierte es immer wieder auf's Neu. Im Gegenzug hatte David nicht einmal den Versuch unternommen, das Herz seines Sohnes zu erreichen, da der König vereinnahmt und beschäftigt für den Herrgott gewesen war. Er hatte vor Augen den Tempel zu errichten, sein Königreich ausbessern zu lassen bzw. zu erneuern und die Stadt Jerusalem zu befestigen. An Plänen und Vorhaben mangelte es ihm nicht.

Was bringt die viele Arbeit für den Herrn, wenn die Familie vor Schmerzen vergeht und darunter leidet! Die heranwachsenden Söhne vermochten sich nicht an dem Vater zu orientieren. Sie sagten: „Unser Vater hat überhaupt kein Interesse an uns. Er ist nur an der Sache des Herrn interessiert.“ Es ist möglich die Sache des Herrn derart zu bevorzugen, dass für die Familie keine Zeit mehr übrig bleibt. Wir sind nicht für die ganze Welt verantwortlich, aber für unsere Kinder! David ließ seine Kinder außer Acht. Er hörte ihnen weder zu, noch war er ihnen ein Vorbild.

Was berichtet die Bibel über die vier Söhne Davids? (Siehe 2 Sam 3,2) Über Amnon, seinen ältesten Sohn, ist in der Heiligen Schrift kein einziges Wort vernehmbar, außer diesem, dass er mit seiner Schwester Tamar Inzest betrieben habe, woraufhin er von seinem Bruder Absalom ermordet worden wäre. Mehr erfahren wir über ihn nicht. Werden wir über die Ereignisse, welche sich damals zutrugen, sachkundig, verstehen wir, wie sich König David bezüglich dieser Schandtat verhalten hatte. Der Vater zog den Übeltäter nicht zur Rechenschaft mit den Worten: „Mein Sohn Amnon, was hast du getan? Findest du das in Ordnung? Entschuldige dich bei Tamar! Entschuldige dich bei deinem Bruder Absalom!“ Er war nachlässig. Er geriet zwar außer sich darüber, wie im Wort Gottes geschrieben steht, aber er unternahm nichts!

Was nützt es, sich über seine Kinder zu ärgern, wenn sie zu Drogendealern oder Mördern werden, ohne etwas dagegen zu unternehmen! David war nicht bewusst, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Wir sollten sensibel für unsere Familie sein! Was nützt es, wenn wir anderen predigen, jedoch selbst verwerflich werden und unsere Familie nicht retten. Hier sehen wir, was daraus erwachsen kann: Amnon wird ermordet, Tamar verblüht als vergewaltigte Frau, die hernach von niemandem mehr begehrt wurde. Nachdem Amnon sich an ihr vergangen  und seine Lust an ihr befriedigt hatte, verabscheute er sie, schlug hinter sich die Tür zu und zog von dannen. (Vgl. 2 Sam 13,15-17) Er kümmerte sich nicht mehr um sein eigen Fleisch und Blut bzw. um seine Halbschwester. Für ihn war hier der Spaß vorbei. Er wollte im Hause Davids nur Spaß haben.

 

Als David über den Inzest Amnon's berichtet wird, bleib er unbeteiligt! 'Die eingeschlagene Kerbe' im Herzen des Absalom bzw. der Geschwister untereinander nimmt zu! Mit folgender Begründung wird darüber hinweggegangen: „Wir haben kriegerische Auseinandersetzungen und sind gezwungen zu kämpfen und zu wirken! Wir sind unentbehrlich für die Welt!“ Aber die Familie wird außer Acht gelassen! Dieses Ereignis scheint David gar nichts auszumachen. Dass er es mit der Sünde nicht so genau nimmt, erfahren wir hier, denn solches alles spielte sich während seines sündhaften Fehlverhaltens mit Batseba und dem damit im Zusammenhang stehenden Verbrechen an Urija ab. Exakt in dieser Zeit erfolgte Rebellion. Seine Söhne waren darüber informiert. Kinder sind sehr sensibel. Sie achten auf jedes Detail. Sie haben im Gespür, was zwischen Vater und Mutter nicht in Ordnung ist.

Von Chileab, einem weiteren Sohn Davids, ist desgleichen nicht viel zu vernehmen, außer, dass er vermutlich schon in frühen Jahren verstorben sei. Ähnliches trug sich im Leben des Sohnes der Batseba zu.

Absalom war der dritte Sohn Davids, ein Anwärter des Thrones, in dessen Leben sich außergewöhnlich viel ereignet haben muss. Hier geschah weitaus mehr als Neid und Eifersucht. Von ihm geht das Gerücht aus, dass etwas im Leben seines Vaters nicht in Ordnung wäre. Immer wieder muss er die folgenden Worte ausgesprochen haben: „Lasst uns diese Schuld bereinigen, denn unserer Schwester Tamar steht niemand bei. Sie benötigt Hilfe!“ Doch niemand nimmt von ihm Notiz! Während geraumen Zeit schürt nun Absalom Wut und Hass gegen den in Sünde gefallenen Bruder. Es steht geschrieben: Doch Absalom redete nicht mit Amnon, weder Böses noch Gutes. Denn Absalom hasste Amnon, weil er seine Schwester Tamar geschändet hatte (2 Sam 13,22).

Absalom vermag dieses Vergehen nicht für möglich zu halten und spricht folgende Worte wider seinen Vater aus: „Mein Vater, dieser Gauner, betet im Tempel - damit war die damalige Stiftshütte gemeint - wetteifert für den Herrn, geht zur Synagoge, aber ist unbesorgt seiner Familie gegenüber. Interessiert er sich überhaupt für mich und für dich?“

Zwei Jahre waren ins Land gezogen, seitdem Absalom den Brudermord begangen hatte und überdies nun mit sich selbst übereinkam, die gesamte Strafaktion selbst zu vollziehen. Während dieser beiden Jahre ließ sich David auf kein einziges Gespräch mit Absalom ein. Es kam zu keiner Debatte. Der Vater trat nicht auf ihn zu, um diese Angelegenheit zu klären. Es fand keine Selbstjustiz statt zwischen David und seinem Sohn. Aus dem Wort Gottes geht nichts dergleichen hervor, nur lediglich, dass sich ein Wiedersehen zwischen Absalom und Tamar zugetragen haben soll. In seinem Hause ereignete sich das Wiedersehen. Der Vater nahm sie nicht auf, dafür aber Absalom, der das Verhalten seines Vaters nicht imstande war nachzuvollziehen.

Wir sehen: die Misere zwischen David und Absalom bricht erneut hervor und weitet sich immer mehr aus. Aus dem Wort Gottes erfahren wir, dass Absalom ein Schafscherer-Fest veranstaltet. Zu dieser Schafschur sind alle Geschwister Absaloms geladen, insbesondere sein Vater, den er sehr vermisst. Das Wort des Herrn, welches gemäß der Überlieferung aus der Heiligen Schrift offenbar wurde und nachfolgend verzeichnet ist, lautet: Nach zwei Jahren aber hatte Absalom Schafschur in Baal-Hazor, das bei Ephraim liegt. Und Absalom lud alle Söhne des Königs ein und kam zum König und sprach: Siehe, dein Knecht hat Schafschur; der König und seine Knechte mögen mit seinem Knecht hingehen. Der König aber sprach zu Absalom: Nicht doch, mein Sohn, lass uns nicht alle gehen, damit wir dich nicht beschweren. Und obgleich er ihn nötigte, wollte er doch nicht hingehen, sondern entließ ihn mit seinem Segen (2 Sam 13,23-25).

Es ist anzunehmen, dass er Worte wie die Folgenden sprach: „Vater, bitte sei auch dabei. Alle meine Geschwister sind da!“ Doch David lehnt die Einladung ab unter dem Vorwand, ihn nicht zu nötigen. Auf eine Person mehr oder weniger beim Festmahl kommt es nicht an. David befürchtete, dass die Angelegenheit bezüglich Batseba im Familienkreis thematisiert werden würde. Lediglich der Prophet Nathan war darüber in Kenntnis gesetzt. Außerdem wusste Joab über das Unglück mit Urija Bescheid. Sonst blieb dieser Vorfall geheim. Das alles geht aus dem Wort des Herrn hervor. Die Bibel stellt uns die Wahrheit anheim; diese über Personen, sprich gefallene, mit Sünde behaftete Menschen, die das Leben anderer blockieren! Und wir versagen alle! Es ist anzunehmen, dass Absalom bei dieser Gelegenheit den Familienfrieden wiederherstellen bzw. diesen Vorfall aufzuarbeiten und zu bereinigen gedachte. Es war ihm von großer Wichtigkeit, dass sein Vater anwesend war! Doch das war nicht geschehen! So lautet das Wort des Herrn: Absalom sprach: Soll dann nicht mein Bruder Amnon mit uns gehen? Der König sprach zu ihm: Warum soll er mit dir gehen? Da nötigte ihn Absalom, dass er Amnon und alle Söhne des Königs mit ihm gehen ließ. Absalom aber gebot seinen Leuten: Seht darauf, wenn Amnon guter Dinge wird vom Wein und ich zu euch spreche: Schlagt Amnon nieder!, so sollt ihr ihn töten. Fürchtet euch nicht, denn ich hab's euch geboten; seid nur getrost und geht tapfer dran! So taten die Leute Absaloms mit Amnon, wie ihnen Absalom geboten hatte. Da sprangen alle Söhne des Königs auf, und jeder setzte sich auf sein Maultier, und sie flohen (2 Sam 13,26-29).

Plötzlich waren auch alle weiteren Söhne Davids verschwunden. Dieses Gerücht trug man dem König zu, der vor Gram darüber seine Kleider zerriss. Das Wort des Herrn lautet im weiteren Verlauf wie nachfolgend geschrieben steht: Und als sie noch auf dem Wege waren, kam das Gerücht vor David, Absalom habe alle Söhne des Königs erschlagen, dass nicht einer von ihnen übrig geblieben wäre. Da stand der König auf und zerriss seine Kleider und legte sich auf die Erde, und alle seine Knechte, die um ihn her standen, zerrissen ihre Kleider. Da hob Jonadab, der Sohn Schimas, des Bruders Davids, an und sprach: Mein Herr denke nicht, dass alle jungen Männer, die Söhne des Königs, tot sind; sondern Amnon allein ist tot. Denn das hatte Absalom im Sinn von dem Tage an, da jener seine Schwester Tamar schändete. So denke nun mein Herr, der König, nicht, dass alle Söhne des Königs tot seien, sondern Amnon allein ist tot.Absalom aber floh. Und als der Knecht auf der Warte seine Augen aufhob und ausschaute, siehe, da kam viel Volk auf dem Wege hinter ihm an der Seite des Berges entlang. Da sprach Jonadab zum König: Siehe, die Söhne des Königs kommen; wie dein Knecht gesagt hat, so ist's ergangen. Und als er ausgeredet hatte, siehe, da kamen die Söhne des Königs und erhoben ihre Stimme und weinten. Der König und alle seine Knechte weinten auch gar sehr. Absalom aber floh und ging zu Talmai, dem Sohn Ammihuds, dem König von Geschur. David aber trug Leid um seinen Sohn alle Tage (2 Sam 13,30ff.). David musste wohl für kurze Zeit schockiert darüber gewesen sein, was mit Amnon geschah. Wäre der Vater beim Fest seines Sohnes anwesend gewesen, wäre ihm sein Sohn erhalten geblieben. Alle Brüder waren versammelt, doch der Vater nahm am Festmahl nicht teil. Er nahm sich der Bitte seines Sohnes nicht an und lehnte dessen Einladung ab! Sein Entschluss stand fest. Doch das Handeln Absaloms war ebenso konsequent. 

Wie oft versuchen Kinder mit ihren Eltern zu sprechen. Das Weihnachtsfest bietet eine gute Gelegenheit der Familienzusammenkunft, wo Themen aufgearbeitet, bereinigt und behoben werden können. David äußert in diesem Moment: „Ich will dir nicht zur Last fallen!“ Er vermeidet die Nähe zu seinen Söhnen. Söhne brauchen einen Vater, der hinter ihnen steht, sie ermutigt und Worte wie z.B. die Folgenden eröffnet: „Das hast du gut getan!“ David mied die Zusammenkunft, von der sich Absalom Trost versprach. Wahrscheinlich hatte er vor seinen Kindern etwas zu verbergen. Im Laufe der Jahre wurde dieses Problem immer schlimmer. Eine Mauer wuchs daraus hervor, insbesondere aus diesem, welches die Geschichte zwischen Batseba und Urija anbelangte. David wusste, dass, falls dieses Geheimnis einmal an die Öffentlichkeit dringen würde, es einen Staatsskandal geben würde.

David lebt entfernt von Absalom. Durch den Racheakt an seinen Sohn, welcher durch Absalom vollzogen wurde, fand eine weitere Demütigung statt. Es gelingt Absalom nach Geschur zu fliehen. (Siehe 2 Sam 13,34). Aus dem Wort Gottes erfahren wir, dass David sich zwar fortwährend genötigt sieht den Fortgang Absaloms zu betrauern und zu beklagen, aber nichts tut, um seinen Sohn zurückzugewinnen. Wir sehen einerseits, wie sich der Vater nach seinem Sohn sehnt und andererseits, wie er ihn ablehnt anstatt ihn in seinem Haus zu empfangen. Sein Inneres drängt ihn, die Angelegenheit zu bereinigen, aber er gibt diesem Drängen nicht nach. Als Diener und Gefolgsmann des Herrn muss er gewusst haben, dass er eines Tages vor dem Thron Gottes zu erscheinen und Rechenschaft über sein Tun abzulegen habe. Dieses Wissen setzte ihm zu.

Als Absalom nun in Jerusalem einkehrt, lehnt der Vater seinen Sohn abermals ab. Er will ihn nicht sehen und verweigert ihm den Empfang. Es steht geschrieben: Aber der König sprach: Lass ihn wieder in sein Haus gehen, doch mein Angesicht soll er nicht sehen. So kam Absalom wieder in sein Haus, doch des Königs Angesicht sah er nicht (2 Sam 14,24). Wieder wird hier der Sohn vom Vater verstoßen! Der König äußert: „Er möge nicht vor meinem Angesicht erscheinen!“ Abermals ziehen zwei Jahre ins Land. Auch in unserem Leben verhält es sich so. Oft lassen wir uns so viel Zeit, um Frieden zu stiften. Wieder bleibt ein klärendes Gespräch aus. Inzwischen erhält Absalom Nachkommenschaft; eines seiner Kinder nennt er Tamar. Daran erkennen wir, wie sehr ihm dieses schwere Vergehen zugesetzt und innerlich bewegt haben muss. Nach wie vor beschäftigt ihn dieser unaufgearbeitete Vorfall. Er verteidigt seine Schwester und steht ihr bei. Er vermag sich nicht von seinem inneren Stigma zu lösen. Der Wendepunkt setzt nicht ein. Das Vergehen seines Bruders beschäftigt ihn so massiv, dass er sogar seine Tochter nach der vergewaltigten, gedemütigten und niedergedrückten Person benennt! Es ist ihm nicht vergönnt diese Angelegenheit abzustreifen. Auch in unserem Leben verhält es sich oftmals so. Wir sind der Meinung, dass unsere Kinder eine ungelöste Begebenheit bereits vergessen haben, dabei ist das Gegenteil der Fall! Kinder vergessen Verbrechen und sämtliche sich zugetragenen Ereignisse bei weitem nicht so schnell, wie wir uns das vorstellen! Die Verwundungen nehmen zu!

David verhält sich verkehrt! Absalom schreit ohne es überhaupt zu merken. Seine inneren Wundmale schmerzen! Diese Rebellion gegen den Vater hat größere Ausmaße als jene einer Revolution. Er fleht: „Papa, hör mich an!“, aber nichts geschieht! Schließlich hält Absalom es nicht mehr länger aus und äußert: „So ich schuldig gesprochen werde, soll mich mein Vater töten. Mir ist das vollkommen gleichgültig. Mein Frieden ist mir lieber als diese Zwistigkeit, welche zwischen mir und meinem Vater steht.“ Es steht geschrieben: Absalom sprach zu Joab: Siehe, ich sandte zu dir und ließ dir sagen: Komm her, dass ich dich zum König sende und sagen lasse: Warum bin ich von Geschur hergekommen? Es wäre mir besser, dass ich noch dort wäre. So lass mich nun das Angesicht des Königs sehen; liegt aber eine Schuld auf mir, so soll er mich töten (2 Sam 14,32). Mit diesen Worten entlädt sich die ganze Qual, welche Absalom in seinem Herzen hegt! Absalom bevorzugt den Tod! Er möchte in Frieden leben!

Er wird von Joab zu David geführt. Es wird offenbar, wie sich die Begegnung zwischen Vater und Sohn zuträgt. Schrecklich, wie sich fromme Glaubensgeschwister verhalten! „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ und viele weitere glorreiche Hymnen und Melodien werden uns von David zur Verfügung gestellt. Eine Gott hingegebene Person, die wunderbare Psalmen verfasst, verhält sich wie ein Gottloser. Ich möchte nichts glorifizieren, weder jemanden selig sprechen noch verdammen, aber so verhält es sich unter den frommen Brüdern und Schwestern.

In nur einem Vers finden wir die Begegnung zwischen David und Absalom vor. Das Wort des Herrn, welches gemäß der Überlieferung aus der Heiligen Schrift offenbar wurde und nachfolgend niedergeschrieben steht, lautet: Und Joab ging hinein zum König und sagte es ihm an. Und er rief Absalom, dass er hinein zum König kam; und er fiel nieder vor dem König auf sein Antlitz zur Erde, und der König küsste Absalom (2 Sam 14,33). Absalom verneigte sich tief, doch der Vater lässt kein einziges Wort verlauten! Dreimalig wird das Wort „König“ erwähnt, aber nicht ein einziges Mal das Wort „Vater“. Der Sohn hätte einen Vater gebraucht! Ein Kuss sagt noch überhaupt nichts aus. In der Bibel ist von einem Judaskuss die Rede. Auf diese Weise verlief diese Audienz. Aus dem Originaltext erfahren wir, dass sich Absalom bis zur Nase auf den Boden verneigt hat, sodass er keine Luft mehr bekam.

Das Treffen lief nach dem folgenden Schema ab: „Du hast vor deinem Vater niederzuknien und ich gebe vor, was zu geschehen hat! Ich bin der Boss, weil ich dein Vater bin!“ Doch wir sind alle Menschen! Eltern sind Menschen und Kinder sind eine Leihgabe des Herrn! Wir können sie nicht wie eine Ware behandeln!

Auf die Außenwelt hat das natürlich einen großen Eindruck gemacht. Der König glänzt und man spricht über ihn: „Es findet ein Treffen zwischen David und seinem Sohn Absalom statt. Der Sohn küsst den Vater.“ Doch der Vater ist nicht mehr als ein König, Pastor oder Geschäftsführer für den Sohn. Den Vater umarmte und herzte er nicht! In Wahrheit wurde dieses Nichtvorhandensein einer Vater-Sohn-Beziehung dadurch bestätigt. Durch diese Audienz steigerte sich der Hass Absaloms gegen den Vater. Wir benötigen ein Verständnis für Absalom und nicht für den lieben David, den braven König, der nur eine Fassade aufgebaut hatte. Das Brandmal Absaloms wurde vom Vater nicht bedacht! Und von diesem Augenblick an lehnt er den Herrscher ab. Er beendet den Kontakt zu ihm radikal, platziert sich vor den Toren des Königshauses und verkündigt lauthals die Botschaft, umzukehren und nicht zu den Pforten des Königspalastes einzutreten. Ihm ist plötzlich klargeworden: „Wenn der Vater nicht einmal seinen eigenen Sohn versteht, wie will er dann Fremdlinge begreifen, die in seinen Palast einkehren und bei ihm Zuflucht suchen.“ Durch sein entschiedenes Handeln gewinnt er die Herzen der vorüberziehenden Passanten, sodass sie sich über ihn freuen und gewillt sind, sich ihm zur Verfügung zu stellen und in seinem Heer zu positionieren. Er lässt sie aufmarschieren und macht sie kampfbereit, ohne ihnen zuvor mitgeteilt zu haben, was seine Motive sind. Hier wird die vaterlose Gesellschaft angesprochen, in welcher wir verhaftet sind! Mütter kümmern sich noch verhältnismäßig gut um ihre Kinder, doch ganz besonders werden hier die Väter gerichtet. Wenn der Vater versagt, versagt der ganze Clan, deshalb ist es bedeutsam, dass das Verhältnis des Vaters zum Schöpfer intakt ist und stimmt!

David litt unter einem Pharisäer-Syndrom, obwohl seinerzeit die Pharisäer noch gar nicht vorhanden waren. Er glaubte, dass sein Benehmen in Ordnung wäre und er schon alles richtig gemacht habe. Er gab den Kindern Nahrung, Kleidung, Unterhaltung, Versorgung, Privilegien, Freiheit und vieles andere mehr. So dachte David. Doch in Absaloms Kopf steigerte sich die Ablehnung wider seinen Vater weiter. Eine abermalige Begegnung sollte folgen. Das Wort des Herrn, welches gemäß der Überlieferung aus der Heiligen Schrift offenbar wurde und nachfolgend niedergeschrieben steht, lautet: Nach vier Jahren sprach Absalom zum König: Ich will hingehen und mein Gelübde in Hebron erfüllen, das ich dem HERRN gelobt habe. Denn dein Knecht hat ein Gelübde getan, als ich in Geschur in Aram wohnte, und gesprochen: Wenn mich der HERR nach Jerusalem zurückbringt, so will ich dem HERRN einen Gottesdienst halten. Der König sprach zu ihm: Geh hin mit Frieden! Und er machte sich auf und ging nach Hebron (2 Sam 15,7-9). Der Sohn spricht zu seinem Vater: „Papa, ich habe noch einen letzten Wunsch. Ich möchte nach Hebron gehen.“ Er bittet den Vater um Erlaubnis. Doch das ist alles verlogen! Wundere dich nicht. Wenn ein Mensch verletzt ist, tendiert er dazu zu lügen, auch wenn seine Reden noch so fromm wirken. Absalom bekennt: „Papa, ich habe vor Jahren dem Herrn ein Gelübde gemacht. Ich möchte nach Hebron ziehen und Ihm ein Opfer darreichen. Ich bitte um dein Geleit.“ Der Vater willigt ein. Die Bitte seines Sohnes ist scheinheilig. Sie ist nicht wahr. Von Hebron aus hintergeht er den Vater. Doch selbst das bringt ihm nicht den Nutzen ein, welchen er sich verspricht. Das Gegenteil ist der Fall. Die Rebellion wird immer größer. David war der Abwesende bei sämtlichen Erziehungsfragen. In ihm erkennen wir die sich verweigernde Vaterfigur. So viele Menschen haben einen sich verweigernden Vater. Wie gern würdest du mit deinem Vater sprechen wollen. In deinem Herzen brennt ein Verlangen. Du möchtest mit deinem Daddy sprechen im Glauben, dass er dich versteht.

Ich hatte gleichfalls so manche Schuld auf mich geladen, doch im Nachhinein bin ich meinem Vater sehr dankbar, dass er mich gezüchtigt hat. Folgende Worte sprach er zu mir: „Ich muss dich strafen, aber das fügt mir mehr Schaden zu als dir. Ich war auch einmal ein Kind. Mir sind auch unangenehme Dinge widerfahren. Nimm dir das alles nicht so zu Herzen.“ Und er verabreichte mir einige Schläge auf das Hinterteil.

Ein anderes Problem ist, dass Kinder die Eltern gegeneinander ausspielen, sodass sie einander misstrauen. David erscheint uns als die unnahbare, unerreichbare Vaterfigur. Er gibt seinen Segen und spricht Worte wie: „Okay, ich hindere dich nicht daran dem Herrn zu opfern! Zieh von dannen!“ Absalom hat keine Beziehung mehr zu seinem Vater. Ein inneres Brandmal bzw. ein unaufgearbeitetes Stigma ruiniert eine ganze Familie. David versäumte für Recht und Ordnung zu sorgen und diesen Sachverhalt zu beheben. Es hat verheerende Auswirkungen, wenn das Familienoberhaupt nicht als Priester dem Hauses vorsteht! In der Welt ist Unrecht vorherrschend, vor allem in den christlich-frommen Häusern. Die Kinder haben einen zwanghaften Gerechtigkeitssinn. Sie sagen: „Papa, das ist nicht okay!“ Solange die Vorfälle nicht bereinigt sind, treten Hass und Rebellion zutage! Man geht andere Wege als die Eltern und meidet sie. Die äußere Form wird gewahrt, aber innerlich wütet der Schmerz. So verhält es sich nicht nur bei jungen Menschen. Manche meinen, dass das ein Generationsproblem sei. Doch wie verläuft die Geschichte weiter? Es steht geschrieben: Absalom aber hatte Kundschafter ausgesandt in alle Stämme Israels und sagen lassen: Wenn ihr den Schall der Posaune hört, so ruft: Absalom ist König geworden zu Hebron. Es gingen aber mit Absalom zweihundert Mann von Jerusalem, die geladen waren, und sie gingen ohne Argwohn und wussten nichts von der Sache. Als aber Absalom die Opfer darbrachte, sandte er auch zu Ahitofel, dem Giloniter, Davids Ratgeber, und ließ ihn holen aus seiner Stadt Gilo. Und die Verschwörung wurde stark, und es sammelte sich immer mehr Volk um Absalom (2 Sam 15,10-12).

So spricht der Herr: Wenn damals Ahitofel einen Rat gab, war das, als wenn man Gott um etwas befragt hätte; so viel galten alle Ratschläge Ahitofels bei David und bei Absalom (2 Sam 16,23). Ahitofel war eine weise Person. Sobald er etwas aussprach, verhielt es sich dementsprechend, gerade so, als ob das Wort des Herrn proklamiert worden sei. Er verkündigte exakt die Wahrheit. Er blickte durch. Sein Rat galt als das Wort des Herrn. Ahitofel war der Großvater der Batseba. Die Geschehnisse seiner Enkelin wurden ihm zugetragen. Sie waren ihm bewusst. Er wurde zu einer verbitterten Person, weil er über den Mord an Urija Bescheid wusste. Das traf ihn schwer. Das innere Brandmal steckte nicht nur in Absalom, sondern wanderte weiter! Sogar  eine weise Person wie Ahitofel wurde davon erfasst! Er nützte jede Gelegenheit, die sich bot, um sich zu rächen. Es gab viele Ungereimtheiten. Wir fahren fort und lesen, wie es sich verhalten haben muss: Er rät Absalom, alle zurückgelassenen Nebenfrauen Davids öffentlich vor den Augen der Israeliten zu vergewaltigen. Es steht geschrieben: Und Absalom sprach zu Ahitofel: Gebt euren Rat, was sollen wir tun? Ahitofel sprach zu Absalom: Geh ein zu den Nebenfrauen deines Vaters, die er zurückgelassen hat, um das Haus zu bewahren, so wird ganz Israel hören, dass du dich bei deinem Vater stinkend gemacht hast; dann werden alle, die zu dir stehen, desto kühner werden. Da machten sie Absalom ein Zelt auf dem Dach, und Absalom ging zu den Nebenfrauen seines Vaters vor den Augen ganz Israels (2 Sam 16,20-22). Solches geschah auf ein und demselben Dach, auf welchem damals mit Batseba, der Frau des Urija, Missbrauch betrieben und die Sünde vollzogen wurde.

Ein anderer Sohn namens Adonija, der als vierter das Licht der Welt erblickte (Siehe 2 Sam 3,4), rebellierte gleichfalls gegen den Vater. Vermutlich wurde auch er von diesem inneren Brandmal angesteckt. Auch er zettelte eine Kampagne gegen den Vater an, der man Widerstand leistete. Das ist der Beweis dafür, wie eine ganze Familie in Unordnung geraten kann, weil der Kriegsmann David keinen rechten Stand mit dem Herrn bestritt. Kinder rebellieren gegen ihr eigen Fleisch und Blut. Unsere Gesellschaft wird von stigmatisierten Menschen beherrscht. Es steht geschrieben: Und sein Vater hatte ihm nie etwas verwehrt sein Leben lang, dass er gesagt hätte: Warum tust du das? Und er war auch ein sehr schöner Mann und war ihm geboren als der nächste Sohn nach Absalom (1 Kön 1,6). Du siehst: Er erhielt alles, was er wollte. Das gibt dieser Vers preis. Davids Erziehungsmethode hatte versagt. Er war träge was den Erziehungsvorsatz seiner Kinder anbelangte. Auch David selbst hatte ein unsichtbares Brandmal, welches er an seine Nachkommen weitervererbte. David hatte keinen wirklichen Vater. Als der Prophet Samuel zu seinem Vaterhaus gelangte, wurden alle sieben Söhne zur Schau gestellt, außer ihm! David wurde draußen bei der Herde vergessen. Erst auf die Nachfrage Samuels hin, ob er nicht noch einen Sohn besäße, sollte es gelingen, dass auch er in die Anhörung des Propheten geriet.

Das unsichtbare Brandmal wurde weitergereicht! David wurde nicht zur Salbung beordert. Der Vater vergaß ihn. Das Wort des Herrn, welches gemäß der Überlieferung aus der Heiligen Schrift offenbar wurde und nachfolgend niedergeschrieben steht, lautet: Samuel tat, wie ihm der HERR gesagt hatte, und kam nach Bethlehem. Da entsetzten sich die Ältesten der Stadt und gingen ihm entgegen und sprachen: Bedeutet dein Kommen Friede? Er sprach: Ja, Friede! Ich bin gekommen, dem HERRN zu opfern; heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer. Und er heiligte den Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer. Als sie nun kamen, sah er den Eliab an und dachte: Fürwahr, da steht vor dem HERRN sein Gesalbter. Aber der HERR sprach zu Samuel: Sieh nicht an sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn es ist nicht so, wie ein Mensch es sieht: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. Da rief Isai den Abinadab und ließ ihn an Samuel vorübergehen. Und er sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt. Da ließ Isai vorübergehen Schamma. Er aber sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt. So ließ Isai seine sieben Söhne an Samuel vorübergehen; aber Samuel sprach zu Isai: Der HERR hat keinen von ihnen erwählt. Und Samuel sprach zu Isai: Sind das die Knaben alle? Er aber sprach: Es ist noch übrig der jüngste; und siehe, er hütet die Schafe. Da sprach Samuel zu Isai: Sende hin und lass ihn holen; denn wir werden uns nicht niedersetzen, bis er hierhergekommen ist. Da sandte er hin und ließ ihn holen. Und er war bräunlich, mit schönen Augen und von guter Gestalt. Und der HERR sprach: Auf, salbe ihn, denn der ist's. Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des HERRN geriet über David von dem Tag an und weiterhin. Samuel aber machte sich auf und ging nach Rama (1 Sam 16,4ff.). Isai hatte David ignoriert, als ob er gar nicht vorhanden gewesen wäre! Mit seinen Brüdern verhielt es sich genauso. Als sich David für die Schlacht gegen Goliath bereiterklärte, wurde er von seinen Brüdern verlacht. Sie sagten Worte wie: „Kümmere dich um deine Angelegenheiten. Dieser Kampf steht dir nicht zu! Das vermagst du nicht. Goliath ist ein Kriegsmann seit Anbeginn, doch du bist ein Schafhirte.“ (Siehe 1 Sam 17,28ff.)

David gab seine Verletzungen weiter. Äußerlich war er ein Erfolgsmann, aber innerlich ein Versager. Was nützt es, wenn wir äußerlich erfolgreich sind, aber innerlich zerbrochen? Hier denke ich ganz besonders an die Kriegsgeneration. Die Menschen haben während dem Ersten und Zweiten Weltkrieg so viele Grausamkeiten erfahren, erlebt und durchlitten! So z.B. Holocaust und vieles andere mehr. Der Herr hatte David auserkoren und erwählt, doch Er wollte, dass er gesundet und seine negative Vergangenheit vor Gott bereinigt. Der Herr hatte ihm Gnade zuteilwerden lassen. Er wurde sein Vater, nachdem der leibliche Vater ihn vergessen hatte.

Wie verarbeitet man sein inneres Wundmal: Doch David weigerte sich weiterzugeben, was der Herr ihm verliehen hatte. Die positiven Erfahrungen, welche er mit seinem himmlischen Vater  gemacht hatte, behielt er ausschließlich für sich. Er gab sie nicht an seine Kinder weiter. Er war ein egoistischer Nutznießer, dem es zwar gelang über seine äußeren Feinde zu siegen, zu herrschen und zu triumphieren, nicht aber über sein inneres Brandmal. David hatte auch keine Erziehungsvorbilder. Du denkst an Samuel, den Propheten Gottes, aber auch das war sehr mysteriös und bedenklich, sodass man sich gefragt hatte, wieso diese Umstände um David herum so merkwürdig gewesen waren. Über die Mutter Davids steht geschrieben. So spricht der Herr: Siehe, in Schuld bin ich geboren, und meine Mutter hat mich in Sünde empfangen (Ps 51,7). David spricht, dass seine Mutter ihn in Sünde empfangen hätte. Was für eine Schmach! Im Dienste Sauls erfuhr David gleichfalls so viel Negatives. Zwar wurde ihm seine Tochter Michal versprochen, sodass er in die königliche Familie einheiratete, doch er nahm nicht an Weisheit zu. Saul war eine von Dämonen besessene, jähzornige Person, die auf Glanz und Glimmer sowie Ruhm und Ehre bedacht war. In dessen Hause vermochte David nichts zu lernen über ein intaktes Familienleben und darüber, wie es funktionieren kann. Saul entzog David seine Frau und gab sie einer anderen Person. (Siehe 1 Sam 18) David erfuhr eine Ablehnung nach der anderen. Er kam aus diesem Teufelskreis Zeit seines Lebens nicht heraus. Auch seinem Mentor Samuel erging es nicht viel besser. Die Thematik 'innere Verletzung' ist mir aus der Seelsorge vertraut. Ich bin damit zur Genüge konfrontiert worden, habe ein großes Mitleid für diese Menschen entwickelt und mich fortwährend gefragt, wie des Rätsels Lösung lautet.

Die beiden Söhne Samuels waren korrupt. Sie wurden zu Verbrechern, doch Samuel unternahm nichts. Auch er hatte gegenüber seinen Söhnen versagt. Eli, unter dessen Obhut Samuel ehemals stand, war kein Vorzeigevater. Seine Söhne waren ungehobelt und rebellierten gegen ihn. Sie taten, was dem Herrn nicht gefiel. (Siehe 1 Sam 2,12) Sowohl zu Eli als auch zu Samuel machte der Herr folgendes Wort verlautbar: „Warum lässt du deinen Söhnen mehr Ehre zuteilwerden als mir?“ Beide Väter vergötterten ihre Söhne.

Davids Sohn Samuel behandelt in den eigens von ihm verfassten Sprüchen hauptsächlich Erziehungsproblematiken. Er leitet die Verse immer wieder ein mit den Worten wie folgt: „Mein Sohn ...“ und ist bemüht darum, die in ihm vorhandenen Konflikte auf diese Art aus der Welt zu räumen. Doch es gelingt ihm nicht! Der Schmerz besteht weiterhin! Das ungelöste, innere Brandmal soll ausgelöscht werden, aber wie? Es steht nicht in unserer Macht, die Dinge, welche geschehen sind, ungeschehen zu machen. Der Ehebruch, den David durch seine Verbindung mit Batseba einleitete, nebst dem Mord an Urija, vermochte David nicht ungeschehen zu machen. Deshalb war ihm nicht vergönnt den Tempel des Herrn zu errichten. An seinen Händen klebte Blut. Wie gelingt es, dieses unsichtbare Stigma zu lösen? Nur durch den Herrn ist dieses Wunder möglich! Nur Jesus vermag diesen Schaden wiedergutzumachen, liebe Brüder und Schwestern! Nur der Herr vermag uns einen Neuanfang zu schenken. Nur in Ihm haben wir die Erlösung von allen Generationsflüchen empfangen!

Generationsflüche werden auf unterschiedliche Art und Weise sichtbar. Entweder es fand eine Verfluchung oder ein Fehlverhalten statt, oder es ist eine Bindung vorhanden, sodass sich am laufenden Bande wiederholt, was sich in den vorhergehenden Generationen zugetragen hat: Schuldgefühle, Süchte, Leidenschaften, Probleme, Ängste, Bedenken wie z.B. dieses Bekenntnis hier: „Das darf nie und nimmer an die Öffentlichkeit gelangen!“ Solches betrifft Krankheiten und vieles andere mehr.

Vor mehreren Jahren las ich einen Bericht in einer nichtchristlichen Tageszeitung, der wie folgt lautete: Ein Sohn suchte seinen Vater, weil er hoffte, dass dieser Holocaust überlebt habe. Nach vielen Forschungen, die er unternahm, war er sicher, dieser Mann würde sich in Israel aufhalten. Schließlich traf er ihn in einem Rollstuhl sitzend an. Er gab sich nicht sofort als sein Sohn zu erkennen, sondern sprach über Belangloses. Plötzlich ließ er die Frage verlauten, ob er einen außerehelichen Sohn habe, woraufhin er äußerte, dass ihm darüber jegliche Informationen abhandengekommen seien. Daraufhin gab er den Namen seiner Mutter preis und fragte, ob er mit dieser Dame jemals in Kontakt gewesen wäre. Nachdem er aussprach, dass er selbst ihr Sohn sei, sprang sein Vater aus dem Rollstuhl auf, trat auf seinen Sohn zu, umarmte ihn und ward fortan geheilt. Krankheiten entstehen, wenn wir Sünde unterdrücken.

Wenn wir die Sünde unterdrücken, bekommen wir alle möglichen Probleme wie z.B. Rücken- und  Gelenkschmerzen. Das Skelett ist 'das Rückgrat der Familie'. Generationsflüche wirken sich aus durch Enttäuschungen, Krisen, Blockaden und vieles andere mehr. Ihre Ursache liegt darin, dass bereits die Vorfahren in Sünde gelebt haben. Die Eltern waren geschieden, die Eltern der Geschiedenen genauso und das erneut und zum wiederholten Male und zwar sowohl väterlicher als ebenso auch mütterlicherseits. Die Scheidung ist einer Lawine gleich und setzt sich fort. Das Übel wird weitergegeben von Generation zu Generation. Sünde, Vergehen, Flüche übertragen sich und erfüllen sich gnadenlos! Es gibt nur eine Möglichkeit, die Sünde zu beheben und das geschieht durch die Gnade des Herrn bzw. das Werk Jesu Christi. Wer sich nicht ganz bewusst unter den Schutz des Herrn stellt und diese Flüche durch Jesus und den Heiligen Geist brechen lässt, verursacht durch sein sündhaftes Vergehen, dass sich das Übel fortsetzt.

Opfer haben eine große Kraft, vor allem bei Personen, die Gott hassen, spotten und lästern. Ich beobachtete einmal eine Familie aus dem Ruhrgebiet, deren Angehörige überzeugte Sozialisten waren. Ich besuchte sie öfter, legte Zeugnis ab und bekundete oftmals, dass Jesus der Retter der Menschen sei. Sie jedoch lehnten den Herrn ab mit der Begründung, dass niemand von ihren Vorfahren bisher mit dem Herrn etwas zu tun haben wollte. Sie äußerten, dass sie Sozialisten seien und deshalb aus der Kirche ausgetreten und diesem Zufluchtsort ferngeblieben seien. Selbst die Kinder wollten nichts von Jesus erfahren.

Flüche entstehen durch Entwürdigung des Menschen. So spricht der Herr: Die Söhne Noahs, die aus der Arche gingen, sind diese: Sem, Ham und Jafet. Ham aber ist der Vater Kanaans. Das sind die drei Söhne Noahs; von ihnen kommen her alle Menschen auf Erden. Noah aber, der Ackermann, pflanzte als Erster einen Weinberg. Und da er von dem Wein trank, ward er trunken und lag im Zelt aufgedeckt. Als nun Ham, Kanaans Vater, seines Vaters Blöße sah, sagte er's seinen beiden Brüdern draußen. Da nahmen Sem und Jafet ein Kleid und legten es auf ihrer beider Schultern und gingen rückwärts hinzu und deckten ihres Vaters Blöße zu; und ihr Angesicht war abgewandt, damit sie ihres Vaters Blöße nicht sähen. Als nun Noah erwachte von seinem Rausch und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte, sprach er: Verflucht sei Kanaan und sei seinen Brüdern ein Knecht aller Knechte! Und sprach weiter: Gelobt sei der HERR, der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht! Gott schaffe Jafet weiten Raum und lasse ihn wohnen in den Zelten Sems und Kanaan sei sein Knecht! Noah aber lebte nach der Sintflut dreihundertfünfzig Jahre, dass sein ganzes Alter ward neunhundertfünfzig Jahre, und starb (1 Mose 9,18ff.).

Ham sah die Blöße seines Vaters und berichtete seinen beiden Söhnen, die vor dem Zelt lagerten, dass ihr Vater betrunken darnieder läge. Noah war ein Weinbauer, der den Gärungsprozess entdeckte und währenddessen zu viel Alkohol trank. Ein Schluck hatte ausgereicht, ihn komplett betrunken zu machen. Ham deckte die Sünde des Vaters auf, aber seine beiden Brüder deckten sie wieder zu. Sie traten hinzu und halfen mit, dass die Sünde des Vaters verborgen bleibt. Daraufhin wurde die gesamte Sippe Hams unter einen Fluch gestellt. Sie sollten fortan Knechte sein. Diese Geschichte steht nicht umsonst in der Heiligen Schrift. Warum? Der Herr kennt keine Gnade mit Moralisten. Er will nicht, dass wir gleich Ham andere richten, verurteilen und verdammen. Dadurch hat sich Ham selbst einen Fluch auferlegt. Doch Jesus erlöst uns von diesen Stigmata bzw. Flüchen. Jesus selbst war ein Verfluchter und Verdammter! Er sollte eigentlich überhaupt nicht geboren werden! Keiner als Maria selbst erwartete den Heiland. Er sollte in Nazareth das Licht der Welt erblicken, gemäß der Heiligen Schrift. (Siehe Mt 2,23)

Nazareth war ein unbedeutendes Dorf. Als Philippus den Nathanael ruft, erwidert dieser: „Was kann Gutes aus Nazareth kommen?“ (Vgl. Joh 1,46) In dieser unbedeutenden Ortschaft halten sich nur die religiös Verirrten auf. Der Messias kam daher und lebte dort vormals mehr als dreißig Jahre. Heute beten wir zum Herrn durch Jesus von Nazareth. Hier ereignete sich so viel, dass Jesus fortan 'der Nazarener' genannt wurde. Der Wortlaut 'von' bedeutet, dass es einer aus dem Adelsgeschlecht war. „Er soll ein Nazarener heißen.“ Solches war des Herrn Wille von Anbeginn. „Er soll Nazarener genannt sein“, und: „Da kommt nichts Gutes aus Nazareth“, hieß es vormals. Doch der Messias kam sehr wohl aus Nazareth. Sie sprachen Worte wie: „Wir kennen seinen Vater!“ und „Wir sahen, wie er auf der Straße war und spielte.“

Jesus von Nazaret: Nazareth war das Tor zum gelobten Land, was das auch immer zu bedeuten hat. Wenn Pilger von Babylonien kamen, mussten sie an Nazareth vorbeiziehen. Die Heimkehrer und ganz besonders die Familie Josefs, wollten nicht weiterziehen nach Jerusalem, da sie aus dem Hause Davids stammten. Sie beglichen die Linie Davids, waren ein Rest der Königsfamilie. In Jerusalem suchte man die Nachkommen Davids. Man wollte sie lynchen, damit niemand zu behaupten vermochte, der Thron Davids stünde ihm nicht zu. Doch der Herr äußerte, dass zeitlebens ein Nachkomme aus dem Geblüt Davids auf dem Thron sitzen würde. Der Letzte, der darauf saß, war Jesus Christus, der Herr. Reiche Juden und Befehlshaber bauten ehemals in diesem Kaff eine Synagoge und ließen sich als Nachkommen Davids nieder. Ich möchte nur helfen zu verstehen bzw. eine Antwort auf die Frage finden, die mich selbst sehr bewegt und an der ich Anteil nehme: Wie löse ich mein inneres Stigma, mein inneres Wundmal? Sie blieben am Rande des gelobten Landes. In Nazareth fanden die verborgenen Jahre Jesu statt!

Es steht geschrieben: Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie wieder zurück nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth. Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade lag auf ihm (Lk 2,39f.). Jesus wuchs heran und wurde stark im Geiste, erfüllt mit Weisheit, und die Gnade des Herrn war über Ihm. Wir erfahren: Der zwölfjährige Jesus kehrt wieder heim nach Nazareth, unterordnet sich Seinen Eltern. In Nazareth wird das Fundament gelegt. In Seinen Wunden heilen unsere Wunden! Das hat mir der Herr eröffnet. In Seinen Wunden heilen wir! Er lud auf sich unsere Schmach; d.h. in Seinen Wunden sind wir geheilt. Das gilt auch für das innere Stigma nebst aller Traumata u.Ä. 

 

Jesus diente den Menschen in Nazareth. Ohne 'Nazareth' wirst du Jesus nicht verstehen. Nazareth ist mehr als nur ein Ort. Jesus spricht: Der Geist des Herrn ist auf mir. Er hat mich gesalbt, den Blinden die Augen zu öffnen. Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn (Lk 4,18f.). Hier entwickelte sich Jesus zum Sohn Gottes. Nazareth war 'Seine Bibelschule'. Hier lebte der Heilige unter Unheiligen, der Gerechte unter Ungerechten, der Gläubige unter Ungläubigen, der Starke unter Schwachen. Jesus zeigte uns: So wird’s gemacht. So wird ein Leben gegen den Hass und die Ablehnung geführt. Das gilt desgleichen für Josef und Maria. Zuerst wollte er sie überhaupt nicht annehmen. Der Heilige Geist überzeugte ihn. Der Befehl des Herrn, welcher an ihn erging, lautete: „Josef, nimm die Maria an, denn was von ihr geboren wird, ist vom Herrn!“ (Vgl. Mt 1,20) Du siehst Gottes Führung in Nazareth, wie der Herr sich verwirklicht und erkennst dadurch, was der Herr Jesus Christus damals für eine Rolle in der Welt gespielt hatte. Das gilt auch für uns. Den Nazarenern war unverständlich, was in den Gassen Jerusalems passierte und warum Jesus verhöhnt wurde. Sie wollten Ihn den Abhang hinunterstürzen. Der Sohn Gottes auf Erden lebt in 'Nazareth', in einer Umgebung, die allezeit ganz normal und alltäglich ist! In diesem 'Nazareth' lernen wir 'Jesus' kennen, die Persönlichkeit, welche sich im Alltag gesund und normal entwickeln soll.

 

Mit Jesus zusammenleben: Hier wirst du verstehen, was nötig ist, um das Stigma auszulöschen. Du wirst lernen, gemeinschaftsfähig zu sein und Kritik zu ertragen. Hier lernst du, dich unter- bzw. einzuordnen. Diese Jahre, welche Jesus in Nazareth verbrachte, werden als die stillen Jahre Jesu bezeichnet. In diesen achtzehn Jahren, in denen wir nichts von Ihm vernommen hatten, lebte Er Gott aus. Ohne Unterordnung gibt es keine Gnade, keine Vollmacht. Du brauchst nicht alles hinzunehmen. Sie sagten: „Seinen Vater kennen wir!“, doch weiter ist nichts im Wort Gottes verzeichnet, nur, dass Maria schwanger wurde vom Heiligen Geist und Josef gar nicht der richtige Vater war. Doch Jesus hat Josef akzeptiert und war ihm gehorsam. Wir lesen die Worte: „Dein Vater, deine Mutter suchen dich!“ Sie wiederum äußern: „Warum hast Du uns so viel Herzeleid bereitet, Jesus!“ (Siehe Lk 2,48ff.) Gemeint ist der zwölfjährige Jesus im Tempel. An diesem Ort lernst du die Konflikte auszutragen, mit Jesus, in Nazareth! Hier lernst du, auf Ihn achtzugeben.

 

Viele laufen dem Herrn 'aus der Schule' weg. Sie begehren, nach Jerusalem zu gehen, nicht jedoch in Nazareth zu bleiben. Doch gerade der Segen Nazareths verändert unser Leben nachhaltig. Nazareth ist sehr anstrengend und herausfordernd. In Nazareth reifen große Menschen heran. Ich denke nur an Jesus' Bruder namens Jakobus, den zweiten Vorsteher der Jerusalemer Gemeinde sowie gleichfalls die anderen Brüder des Herrn. Hier lernt man, was Familie ist. „Deine Brüder kennen wir“, wurde behauptet. Doch seine Brüder waren draußen und warteten auf Ihn.

 

Du siehst, Seine Familie war intakt und in Ordnung. Alle waren in den Dienst des Herrn gestellt, einschließlich Judas, einer aus der Brüder-Schar des Herrn. Nazareth war verrufen: „Was soll Gutes aus Nazareth kommen?“ Diese Frage stellten die Frommen.

 

Unser Heiland - der Herr Jesus Christus: Wir haben nach dem Wortlaut der Heiligen Schrift diesen gefunden, von dem uns Mose und die Propheten bereits im Alten Testament Bericht erstatteten und verkündigten, dass Er auf die Welt kommen sollte. Jesus, Josef's Sohn von Nazareth! Du siehst, hier wird durch den Herrn die Heilung der Familie Davids unter Beschluss gebracht. Josef war der Letzte und Jesus der Allerletzte. Der Sohn Josefs von Nazareth!

 

Wir haben das Angebot des himmlischen Vaters und sollten jetzt Jesus annehmen. In dem Moment, da wir Jesus in unserem Herzen aufnehmen, sind wir eine ganz neue Generation, ein ganz neues Volk. Der Teufel hetzt die Menschen gegen die Nazarener auf. Höre nicht auf das Geschwätz der einfältigen, frommen Nazarener, das wie folgt lautet: „Was kann Gutes aus Nazareth kommen?“ Mein Heiland! Ja, Er!

 

Löse dich von deinem Stigma, deinen Verbrennungen und Enttäuschungen! Identifiziere dich mit Jesus sowie mit Seinem Vater. Wir lernen im Vaterunser, dem Gebet aller Gebete, dass mein und dein Vater unser ehrwürdiger Vater ist. Hier entsteht eine ganz neue Beziehung zum Herrn.

 

Es ist schwer, keinen richtigen Vater gehabt zu haben. Es ist schwer, enttäuscht zu sein von seinem Vater, aber es wurde uns ein anderer, viel besserer Vater zugetragen, welcher ist der himmlische Herr. Und euer Vater im Himmel weiß, dass ihr all das bedürft. (Siehe Mt 6,8b)

 

„Unser Vater, der Du bist im Himmel, geheiligt werde Dein Name.“ Und weiter: „Dein Reich komme und Dein Wille geschehe.“ Preis den Herrn! Gott im Himmel ist unser richtiger Vater. Deshalb sagte Jesus, dass wir niemanden auf Erden Vater oder Mutter nennen sollen. Verstehst du das? Wir müssen uns als Eltern von den Kindern lösen und ihnen mitteilen, dass der himmlische Vater der ureigene Vater ist, welcher sie recht zu versorgen weiß. Er wird euch richtig führen. Er wird euch richtig verstehen. Ihm dürft ihr alle eure Bedürfnisse kundtun. Ihm dürft ihr euch anvertrauen.

 

Gebet:

 

Himmlischer Vater, ich danke Dir, dass Du uns Jesus gegeben hast; Jesus von Nazareth. Halleluja, Halleluja! Und auch unsere Gemeinde nennen wir 'Freie Nazarethkirche'. Herr, wir sind Dein Volk, Deine Familie und wir gehören zu Dir. „Alle, die den Willen des himmlischen Vaters tun, sind meine Brüder und Schwestern“, spricht der Herr.

 

Herr Jesus, ich danke Dir von ganzem Herzen! Du gibst uns Deinen Frieden; einen Frieden, den die Welt nicht geben kann. Heiland, die Medizin dieser Welt, die Psychologie, die Psychoanalytiker und Psychotherapeuten sind nicht in der Lage die Ursachen zu ergründen und zu beheben; diese tiefen Verletzungen, genannt innere Stigmata, aber Dein Wort, Dein Geist heilt uns! Denn Dein Geist ist der Tröster, dieser Paracletus und Beistand, und in Gott, dem Vater, haben wir einen Vater. Und wir sagen durch den Heiligen Geist: „Abba, lieber Vater!“ Halleluja, Halleluja!

 

Amen