Brich mit der Vergangenheit – Predigt vom 07.07.2021

 

 

 

Dankeschön! „Ich bin durch die Welt gegangen, und die Welt ist schön und groß, und doch zieht ein heiß Verlangen mich weit von der Erde los.“ Heute habe ich ein Thema, das zu diesem Tag passt. Die Welt gab den Tagen verschiedene Namen. Der heutige Tag ist der Tag der Versöhnung. Das passt mit meinem heutigen Thema zusammen: Brich mit deiner Vergangenheit! Versöhne dich mit deiner Vergangenheit, mit deiner Geschichte. Verarbeite deine Rückschläge, was es auch immer ist; deine Niederlagen.

 

 

 

Ich werde heute über Juda, Josef und Jakob sprechen. Das sind die Patriarchen des Alten Testamentes. Mein Einstiegstext befindet sich im ersten Buch Mose des Kapitels achtunddreißig. Da wird über Josef berichtet. Es ist ein Einschub. Eigentlich gehört die Geschichte Josefs gar nicht in die Bibel hinein. Aber es ist eine Offenbarung Gottes.

 

 

 

Alles, was nach der Schöpfung hinzukam, der Sündenfall, ist ein Einschub, und vieles andere mehr, ja vieles ist nur ein Einschub. Auch das Kommen Jesu hätte nicht sein müssen. Die Welt hätte der Herr auch anders erlösen können. Aber alles ist ein Einschub. Es gehört zur Geschichte, zu dem, was die Juden ausmacht und, wie der Herr sie blamierte und bloßstellte. Ganz besonders im ersten Buch Mose sehe ich, wie der Herr die Geschichte benützt. Sogar die negative und üble Geschichte der Menschen, ja das, was sie taten, benützt Er! Gleichwohl dem, was Josef einmal verlauten ließ: „Ihr gedachtet böse mit mir, doch der Herr machte es gut, dennoch.“ (Siehe 1 Mose 50,20a)

 

 

 

Jesus musste kommen, weil so viele Fehler stattfanden in der Menschheitsgeschichte. Er kam, um die Kranken zu heilen, die Gebundenen zu befreien, den Versklavten ein angenehmes Jahr zu verkündigen u.v.m. Der Herr will den Schaden, der durch die Sünde zustande kam, reparieren. Dazu benützt Er gerade diejenigen Menschen, welche den Schaden verursachten. Das ist ein ganz merkwürdiger Vorgang.

 

 

 

Das jüdische Volk, also Juda und die Patriarchen, richteten sehr viel Schaden an. Das waren keine Heiligen. Wir denken, das waren große, heilige Menschen. Nein! Das waren Lausbuben! Sei nicht schockiert! Das ist die Art, wie der Herr Geschichte macht mit Juda, Josef, Jakob und den anderen. Selbst wenn die Geschichte noch so moralisch verwerflich ist, gleich einem Skandal, das Heil kommt aus dem jüdischen Volk bzw. von den Israeliten. Das Heil tritt aus dem Unheil hervor, ja aus dem Verbrechen. In das Verbrechen hinein versucht der Herr Seinen Sohn zu schicken. Das Volk kreuzigte Jesus. Er auferstand! Gerade durch solch eine Situation verschaffte der Herr den Menschen Heilung in dem ganzen Desaster, der Katastrophe und Krise, was da auch immer war.

 

 

 

Josef wurde nach Ägypten verkauft, weil der Herr wusste, was alles stattfinden würde. Josef sollte seine Familie in Ägypten retten. Nur damit wir Einblick erhalten. Diese Geschichten sind uns aus dem Religionsunterricht mehr oder weniger vertraut.

 

 

 

Josef ist ein kleiner, radikaler Hinweis auf Jesus. Er wurde verkauft. Jesus wurde auch verkauft für dreißig Silberlinge. Sein Kommen war ein Einschub in die Menschheitsgeschichte, um die Menschen zu retten. Und auch hier: Wäre Josef nicht nach Ägypten gekommen während der Katastrophe, die den ganzen Mittelmeerraum erfasste, wären die Menschen ausgerottet worden.

 

 

 

Der Sündenfall genauso, denn auch er war ein Einschub. Genauso siehe in unserem Leben: Es passieren Fehler, Unfälle, Krisen, Katastrophen, und wir geraten in Spannungen. Das sind alles nur Einschübe. Der Herr will uns über diese Einschübe zu sich bringen.

 

 

 

Nachdem Josef von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft worden war, sahen sie ihn wahrscheinlich zweiundzwanzig Jahre nicht mehr. Dieser, welcher den Verkauf veranlasste, war Juda, der Stammvater der Juden. Er schlug auf eine bestimmte Weise diesen Handel vor und machte sich dadurch selbst zum Sklaven. Er verkaufte Josef, empfahl ihn den ismailitischen Händlern und nahm auch noch Geld dafür. (Siehe 1 Mose 37,27a) Er erfand auch die Geschichte, welche nachfolgend verzeichnet ist: „Wir werden unserem Vater sagen, dass ihn ein wildes Tier zerriss.“ (Siehe 1 Mose 37,32)

 

 

 

Wir müssen die historischen Zusammenhänge erkennen und verstehen, warum Juda später so ein schlechtes Gewissen hatte. Juda verließ nach diesem Vorfall seine Brüder. Er zog ins Tal, vom Bergland abwärts in die Küstenregion und lebte dort unter den Einheimischen. Er trennte sich bewusst, weil ihn sein schlechtes Gewissen plagte.

 

 

 

Du siehst, dass Menschen, die ein schlechtes Gewissen haben, wegziehen, wie auch immer, auch wenn sie es nicht erklären können. Juda plagte das schlechte Gewissen. Er heiratete eine Kanaaniterin, wie nachfolgend geschrieben steht: Es begab sich um diese Zeit, dass Juda hinabzog von seinen Brüdern und gesellte sich zu einem Mann aus Adullam, der hieß Hira. Und Juda sah dort die Tochter eines Kanaaniters, der hieß Schua, und nahm sie zur Frau (1 Mose 38,1-2a). Er zeugte drei Söhne, wie nachfolgend aufgezeigt: Und als er zu ihr einging, ward sie schwanger und gebar einen Sohn, den nannte er Ger. Und sie ward abermals schwanger und gebar einen Sohn, den nannte sie Onan. Sie gebar abermals einen Sohn, den nannte sie Schela; und Juda war in Kesib, als sie ihn gebar (1 Mose 38,2b-5). Drei Söhne bekam er von einer kanaanitischen Frau, obwohl die Anweisung von Mutter Rebekka und Rahel lautete: „Geht nicht bei kanaanitischen Frauen ein.“ Juda tat es bewusst.

 

 

 

Der Bericht über das Leben Judas, fern vom Vater und seinen Brüdern, deckt einen Teil des Gesamtgeschehens auf, was da alles passierte. (Siehe 1 Mose 38,1ff.) Sie mussten nach Ägypten gehen, um Brot zu kaufen. Der Herr fügte es so, dass die Versöhnung passierte.

 

 

 

In dieser kleinen skizzierten Geschichte der Familie des Juda und der Juden insgesamt, die im ersten Buch Mose berichtet wird, werden so viele Wahrheiten aufgedeckt. Der erstgeborene Sohn starb, der Grund soll jetzt einmal dahingestellt sein. Der Herr ließ nicht zu, dass Ger überlebte. (Siehe 1 Mose 38,7) Im Anschluss daran geriet die Familie Judas noch mehr ins Chaos. Die anderen Familienmitglieder desgleichen. Sie waren allesamt unmoralisch. Der Herr benützt unmoralische Leute, um Heilsgeschichte zu machen. Das Heil kommt aus dem Unheil; aus dem jüdischen Volk.

 

 

 

Ger war ein böser Mensch, sodass der Herr ihn rechtzeitig sterben ließ. Jetzt sollte eine kinderlose Witwe, nach dem Gesetz der Schwagerehe, von Onan angenommen werden und mit ihm Kinder zeugen, damit Ger, der Erstgeborene des Judas, Nachkommen erhielte. Doch Onan erwies sich als unfähig zu dieser Art Fürsorge. Er ging gern bei Tamar ein, der Schwiegertochter des Judas. Er betrieb Selbstbefriedigung. Daher kommt der Begriff Onanie. Er betrieb solches, damit er auf alle Fälle keine Nachkommen schaffe für Juda bzw. Ger. Es steht geschrieben: Aber da Onan wusste, dass die Kinder nicht sein Eigen sein sollten, ließ er's auf die Erde fallen und verderben, wenn er einging zu seines Bruders Frau, auf dass er seinem Bruder nicht Nachkommen schaffe (1 Mose 38,9). Für diese Verweigerung nahm der Herr auch sein Leben hinfort, weil er nicht bereit war, diese Pflicht der Schwagerehe zu erfüllen.

 

 

 

Wir lesen weiter: Juda versuchte nun, diese Geschichte weiter aufzuarbeiten. Er entzog seinen Sohn Schela, damit er Tamar nicht erhält. D.h., er empfahl, Tamar solange fortzuschicken, bis Schela herangereift und zeugungsfähig wäre. Wir sehen hier im ersten Buch Mose des Kapitels achtunddreißig das Thema Feindschaft, Missgunst, Entfremdung, welches in aller Tiefe ausgelotet wird. Mein heutiges Thema ist Versöhnung; Versöhnung mit seinem Leben, mit seinem Schicksal und mit seinen Problemen.

 

 

 

Tamar sollte heimziehen zu ihren Eltern, um dann, wenn es soweit ist, Schela zu heiraten. Das eigentliche Problem war, dass Juda nie beabsichtigt hatte, Schela mit Tamar zu verbinden, sodass er sie zur Frau erhält. Er dachte, Schela würde gleichfalls sterben, da ihm der Herr den Segen entzog.

 

 

 

Für die von ihm geplante Hinterlist ließ er Tamar bezahlen bzw. auszahlen. Tamar zog nun von dannen heimwärts, doch sie ging nicht nach Hause, sondern in ein Bordell und verkleidete sich als Prostituierte. Der inzwischen verwitwete Juda kehrte im Bordell ein und geriet an Tamar. Damals waren Bordelle ganz normal, siehe sämtliche Fruchtbarkeitskulte. Eigentlich kannte er Tamar. Doch sie war verkleidet. Sie erkannte ihn: „Das ist Juda, mein Schwiegervater!“ Sie hatte sexuellen Kontakt mit ihm und wurde schwanger. Es steht geschrieben: Nach drei Monaten wurde Juda angesagt: Deine Schwiegertochter Tamar hat Hurerei getrieben; und siehe, sie ist von ihrer Hurerei schwanger geworden (1 Mose 38,24a). Juda zog fort.

 

 

 

Tamar machte es ganz raffiniert, denn nachdem sie ihre beiden Söhne geboren hatte, stellte sie Juda zur Rede: „Du bist der Vater meiner beiden Kinder.“ Juda bestätigte, dass er der Übeltäter und Betrüger sei, der die Schwiegertochter geschwängert habe. (Siehe 1 Mose 38,26a) Du siehst, was für unmoralische Geschichten in der Antike bzw. im Altertum in Kanaan passierten! Das Land war weder koscher noch rein.

 

 

 

Tamar brachte damals Zwillinge zur Welt, Perez und Serach. (Siehe 1 Mose 38,27) Perez wurde der Stammvater der israelitischen Könige Davids, aus deren Geschlecht die Stammmutter Jesu hervortrat. (Siehe Ruth 4,18-22) Wir sehen es, eben aus dieser Hurerei, aus diesem Lug und Trug und aus dieser Hinterlist brach die Linie Jesu hervor! Das verstehen wir manchmal nicht. Das Heil tritt aus dem Unheil hervor. Verstehen wir das? Es erwies sich erneut als ein Einschub, der in der Geschichte stattfand.

 

 

 

Jetzt kommt die Geschichte Josefs wieder zum Tragen. Er war bereits lange verkauft. Alle vergaßen ihn. Ruben, der erstgeborene Sohn Jakobs, widersprach nicht etwa, als Juda vorschlug, Josef zu verkaufen. „Dafür werden wir wenigstens noch entlohnt!“ Er war derjenige, der seinen Vater täuschte: „Papa, sieh her. Das ist doch das Kleid Josefs.“ Was für ein Kontrast doch diese Geschichte aufweist! Der Einzige, der rechtschaffen blieb, war Josef. Er wurde sexuell versucht von der Gemahlin des Potifar. Er blieb erfolgreich, denn er widerstand. Der Herr macht Geschichte auf Seine Art und zeigt uns, wie Er jeden Einzelnen benützt, ja selbst die Verdorbenheit! Das meine ich ganz bewusst so.

 

 

 

Ja, Gott benützt selbst die Verdorbenheit; selbst die Verdorbenheit Judas und des jüdischen Volkes. In Ägypten war Josef gleich einem Ministerpräsidenten. Er regierte, stieg über die Führung des Herrn auf und wurde selbst zu einem Pharao. Wir lesen, dass der Herr mit Josef war. (Siehe 1 Mose 39,2a) Genauso wie Er zuvor mit den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob war, war Er mit Josef. Mit ihm machte der Herr nun Geschichte.

 

 

 

Potifar, der höchste Kommandant der Leibwache des Pharao, setzte ihn über sein ganzes Haus, außer über seine Gemahlin. Er sprach: „Alles darfst du machen. Du bist der Herr über mein Haus!“ (Siehe 1 Mose 39,4b) Denn Josef war ein sehr gesegneter Mann, der die Aufgaben sehr erfolgreich erledigte. Er weigerte sich, sich an der Gemahlin des Potifar zu vergehen. (Siehe 1 Mose 39,8) Von rechtswegen wäre es normal gewesen. Rein juristisch gesehen, hätte die Frau das Recht gehabt, über den Körper Josefs zu verfügen. Aber Josef widersprach ganz bewusst diesem Recht. Nicht alles, was recht ist, ist auch richtig. Das sage ich nur nebenbei. Wir müssen diese Dinge richtig verstehen, und begreifen, wozu diese Geschichte in der Bibel verzeichnet ist.

 

 

 

Das erste Buch Mose ist ein sehr aufschlussreiches Buch über die Ursprünge und darüber, wie der Herr arbeitet. Nicht alles, was recht ist, ist auch richtig. Josef wusste das, obwohl es noch nicht die zehn Gebote gab, wie: „Du sollst nicht ehebrechen“ u.a. Josef wusste: „Ich willige nicht in dieses Unrecht ein.“ Das war in den alten Kulturen so üblich, auch wenn man die zehn Gebote noch nicht kannte. Der Mensch weiß, was richtig und was verkehrt ist. Josef bewies, dass das, wozu er sich entschied, richtig war. Josef sprach, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Wie sollte ich denn nun ein solch großes Übel tun und gegen Gott sündigen? (1 Mose 39,9b) „Nicht etwa wider Potifar, sondern wieder meinen Gott!“ Sie bedrängte ihn weiter, und wir wissen, was danach passierte. Durch die endgültige Verweigerung griff sie sein Obergewand, ging hasserfüllt zum Gericht und bewies: „Seht her, er wollte mich vergewaltigen!“ (1 Mose 39,13-18) Du siehst erneut: Lüge kehrt viele Dinge heraus und verändert die Situation. Lug und Trug ist gang und gäbe in dieser Welt!

 

 

 

Hierfür ließ Potifar Josef verurteilen und ins Gefängnis bringen. Wer als Sklave einmal im Gefängnis war, ist dadurch erlöst von der Sklaverei. Weißt du, der Herr befreite auf Seine Art Josef aus der Sklaverei. Er kam ins Gefängnis! Dort schrieb ihm der Gefängniswärter sehr viele Vollmachten aus, sodass er zu walten und zu schalten vermochte über viele Jahre hinweg. Zwei Gefangene des Pharaos wurden ins Gefängnis eingewiesen. Es waren der Mundschenk und der Bäcker. Potifar wies diese beiden Diener, die zur Leibwache des Pharaos gehörten, Josef, seinem ehemaligen Diener, an. Sowohl der Mundschenk als auch der Bäcker empfingen Träume. Der Mundschenk kam frei. Josef nahm kein Geld von ihm, aber stellte ihm die Bitte anheim, an ihn zu denken: „Wenn du an mich denkst, wäre ich dir sehr dankbar.“ (Siehe 1 Mose 40,14) Aber für zwei Jahre geriet Josef in Vergessenheit! Doch die Zeit war auch noch nicht herangereift, um mit dem Mundschenk zu reden.

 

 

 

Josef wurde vom Mundschenk enttäuscht, ja vergessen. „Aus den Augen, aus dem Sinn.“ So ist die Welt. So ist das Leben. Josef musste weitere zwei Jahre im Gefängnis verbringen und solange ausharren, bis die Gelegenheit, die Stunde Gottes, in seinem Leben kam. Es ist von viel größerer Tragweite, einen, vielmehr zwei Träume, zu deuten. Die Träume des Pharaos: Ihm träumte. Seine Traumgeschichte beinhaltet die sieben fetten und die sieben mageren Kühe und desgleichen, die sieben fetten und die sieben mageren Ähren. Die sieben mageren Kühe verschlangen die sieben fetten Kühe und die sieben mageren Ähren verschlangen sodann die sieben fetten Ähren. (Siehe 1 Mose 41,1-7) Das ist eine Geschichte für sich selbst. Diesen Traum vermochte der Pharao nicht zu verstehen. Er befragte sämtliche Magier nach der Bedeutung des Traumes, erhielt aber keine zufriedenstellende Antwort. Da erinnerte sich der Mundschenk: „Ach, ich weiß, da war noch jemand im Gefängnis, der mir weissagte und meine Träume auslegte.“ Und er erzählte es dem Pharao. (Siehe 1 Mose 41,12)

 

 

 

Der König erließ daraufhin Order, Josef herbeizuholen. Er hörte, dass er große Fähigkeiten hätte, aber Josef bildete sich darauf nichts ein. Du siehst also, Josef war ein demütiger Mensch, ein reiner Mensch, der sich dem Herrn hingab und zur Verfügung stellte. Es steht geschrieben: Josef antwortete dem Pharao und sprach: Das steht nicht bei mir; Gott wird jedoch dem Pharao Gutes verkünden (1 Mose 41,16). Er rief: „Der Herr allein kann Träume deuten! Ich vermag solches nicht zu tun.“ Und schon allein deswegen, weil er sich auf den Herrn berief und Ihm die Ehre gab, wurde ihm Gnade zuteil. Nachdem er den ersten Traum erzählt hatte, ergänzte der König diesen durch einen weiteren: „Ich hatte noch einen Traum!“ Vielleicht empfing er den einen beim Einschlafen und den anderen beim Aufwachen.

 

 

 

Normalerweise spricht der Herr ein oder zweimal ganz besonders. Wenn wir vom Herrn eine Offenbarung empfangen, fügt Er eine weitere hinzu, damit wir wissen: „Das war der Herr.“ Satan gibt nur eine Offenbarung, doch der Herr gibt zwei oder drei Zeugen, zwei oder drei Beispiele, was auch sonst.

 

 

 

Die fetten Kühe wurden von den mageren verschlungen. Im zweiten Traum wurden die fetten Ähren zerfressen von den mageren. Der Traum wiederholte sich. Träume wiederholen sich immer wieder. Deshalb bedenke: Deine Vergangenheit aufzuarbeiten ist so wichtig, nämlich, dass wir auf die Stimme unseres Unterbewusstseins achten, wie: „Was sagt mir mein Unterbewusstsein?“ Höre auf die Stimme des Herzens. Höre nicht auf dein ,Ich‘ bzw. dein Ego, sondern auf das Herz Gottes, das in dir ist.

 

 

 

Josef vertraute dem Herrn und glaubte an Seine Verheißung. Er wusste: „Gott wird mit mir Geschichte machen. Warum auch immer und wie auch immer, das weiß ich nicht!“ Wir müssen nicht alles bis zum Schluss wissen.

 

 

 

Josef erklärte die Träume ganz bescheiden und einfach. Er sagte, was geschehen wird und äußerte gegenüber dem Pharao, dass er unbedingt Getreidesilos anlegen solle, denn es werden jetzt sieben fette Jahre ins Land gehen. Diese sieben fetten Jahre müssten genützt werden! Auch in unserem Leben müssen die sieben fetten Jahre genützt werden. Wenn der Herr uns segnet, dann müssen wir nicht nur großzügig verteilen und alles verzehren, sondern aufheben.

 

 

 

Die Hungersnot, die damals im Nahen Osten passierte, betraf die ganze Welt. Wahrscheinlich schlug ein Komet ein, es brach ein Vulkan aus oder was auch sonst. Sieben reiche Jahre und sieben Hungerjahre sagte der Herr voraus. Daraufhin sprach der Pharao: „Der Mann gefällt mir! Diesen setze ich als Bevollmächtigten und Wirtschaftsminister ein, und was auch sonst. Er soll dafür Sorge tragen, dass Getreidesilos gebaut und Ähren eingesammelt werden.“ (Siehe 1 Mose 41,40f.) Zwanzig Prozent mussten die Leute in den sieben fetten Jahren von der Ernte sammeln und in die Getreidesilos einbringen; Steuern zahlen, sozusagen, sieben Jahre lang.

 

 

 

Unter der Kontrolle des Pharaos konnte das Volk während der Hungersnot ernährt werden. Es blieb von der Hungersnot verschont. Daraufhin, nachdem er sah, dass alles so gut lief, ernannte er den etwa dreißigjährigen Josef zum König, zum Präsidenten, zum Verwalter bzw. Sachverwalter, zum Premierminister oder Visier u.v.m. Es steht geschrieben: Und er tat seinen Siegelring von seiner Hand und gab ihn Josef an seine Hand und kleidete ihn in kostbares Leinen und legte ihm eine goldene Kette um seinen Hals (1 Mose 41,42). „Du bist mir gleichwertig.“ Er ließ ihn in feinste Leinen hüllen, so: „Lege deine gestreifte Gefängniskleidung ab.“ Er legte ihm eine goldene Halskette an und sprach: „Jetzt bist du ein gemachter Mann!“

 

 

 

Weiter steht geschrieben: Und ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fahren und ließ vor ihm her ausrufen: Auf die Knie! Und setzte ihn über ganz Ägyptenland. Und der Pharao sprach zu Josef: Ich bin der Pharao, aber ohne deinen Willen soll niemand seine Hand oder seinen Fuß regen in ganz Ägyptenland (1 Mose 41,43f.). Er ließ ihn den Wagen, den Streitwagen des Hofmarschalls, besteigen, und die Läufer, die vor ihm her den Weg bahnten, empfingen Anweisung: „Werft euch nieder, denn so macht der Pharao Josef zum Herrn über ganz Ägyptenland.“ Du siehst, die Anweisung: „Werft euch nieder!“, das, was Josef in seinem Traum vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren träumte, erlebte er da buchstäblich! Sogar die Leute im Ägyptenland warfen sich vor ihm nieder.

 

 

 

Wie bricht man mit der Vergangenheit, lautet mein Thema. Du hast eine Geschichte. Du erlebtest und erlittest viel. Du bist vielleicht jetzt auf einem Posten, von dem du dir niemals erträumt hättest, dass du dort hinkämest. Jetzt werfe ich einige Fragen auf, die mich bewegen: Warum nahm Josef keinen Kontakt zu seinen Brüdern und zu seinem Vater auf? Kanaan gehörte damals zum Einzugsgebiet Ägyptens, also zum Pharao. Bis Syrien gehörte Kanaan zu Ägypten, also warum nahm er denn keinen Kontakt zu seinem Vater und zu seinen Brüdern auf, nachdem er eine Machtposition errang? Warum versöhnte er sich nicht? Warum streckte er nicht die Hand aus? Warum sagt er nicht: „Ich komme! Ich bin jetzt der gemachte Mann! Seht nur, die Geschichte, die ich damals träumte, erfüllte sich jetzt!“ Weil er den Herrn arbeiten ließ! Das ist das Vernünftigste bei Vergebung bzw. Versöhnung oder was es auch immer sein mag. Lass den Herrn arbeiten!

 

 

 

Möglicherweise gelangte Josef zu der folgenden Überzeugung – das sind jetzt meine Gedanken, die ich preisgebe, aber ich studiere das Wort des Herrn und versuche, die Psychologie eines Menschen zu verstehen – siehe hier: „Mein Vater Jakob setzte mich unnötig dem Groll meiner Brüder aus!“ Denn er schickte ihn fort: „Geh doch zu deinen Brüdern!“ (Siehe 1 Mose 37,14) In meiner Bibel steht geschrieben: Und Josef suchte seine Brüder. (Siehe 1 Mose 37,16) Damit sie ihn verstehen, lieben und annehmen als ihren Bruder. Josef sann nach: „Ja, er setzte mich dem Groll meiner Brüder aus. Vielleicht war mein Vater der Verursacher der ganzen Misere, dass ich als Sklave nach Ägypten verkauft wurde und ins Gefängnis kam.“

 

 

 

Die Brüder mochten ihn nicht. Als sie ihn sahen, sprachen sie: „Seht mal, der Träumer kommt!“ (Siehe 1 Mose 37,19) Er sann weiter nach: „Was war der Grund?“ Im Gefängnis hat man Zeit zu sinnieren. „Vielleicht war mein Vater erbost über meinen Traum, weil ich darin einen so großen Rang einnahm, dass sich alle vor mir verbeugten, sogar Vater und Mutter.“ (Siehe 1 Mose 37,9-11) Diese verabredeten sich daraufhin, den Jungen zu töten und ihn stattdessen der Sklaverei – das war Juda – zu überlassen. Er wurde hintergangen und gedemütigt. „Vielleicht war das der Wille meines Vaters?“ Vielleicht kam Josef zu dem Schluss, dass der Vater in seinem Zorn unversöhnlich sei. So wird es vielen Vätern ergangen sein. Jakob war gewiss eine sehr zornige Person.

 

 

 

Ich denke nur an die Geschichte mit Simeon und Levi, als sie den Überfall in Sichem anstifteten. (Siehe 1 Mose 34,25f.) Nachdem Ruben bei seiner Nebenfrau einging, wurde Jakob zornig und böse. Er akzeptierte ihn nicht mehr als Erstgeborenen. Du siehst, dass seine Söhne Ganoven waren, Entschuldigung. Wegen der Blutschuld in Sichem musste er das Weite suchen. Das war vielleicht ein Zeichen für Josefs Gefühl, dass er aufgegeben worden sei. „Meine Brüder mögen mich nicht, mein Vater mag mich nicht, vielleicht gerade noch meine Mutter!“ Aber über sie ist nichts in der Bibel aufgezeigt.

 

 

 

Josef dachte, dass er jetzt in Ägypten, auf dem Thron der Pharaonen, eine neue Identität erhält. Und es war seine Stunde, denn er erhielt eine neue Identität in Ägypten. Der Pharao verlieh ihm große Macht und Autorität. Sogar einen neuen Namen trug man ihm zu: Zafenat-Paneach. ,Gott spricht! Er lebt!‘ Das war der Name, den er vom Pharao erhielt. „Du bist jetzt nicht mehr Josef, sondern du hast eine ganz neue Identität.“ Und das war auch so. Der Pharao gab ihm die Ägypterin Asenat zur Frau, damit er Nachkommen zeugte. Asenat war die Tochter eines Sonnenanbeters, eines Sonnenpriesters im damaligen Ägyptenland. Und etwas Interessantes gibt es zu wissen über diese hebräischen Namen, die er hernach seinen Söhnen gab: Ephraim und Manasse. Als Ephraim das Licht der Welt erblickte, sprach Josef folgende Worte aus, wie geschrieben steht, siehe hier: Und er nannte den ersten Manasse; denn Gott, sprach er, hat mich vergessen lassen all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus (1 Mose 41,51). So erlebt man Vergebung. Zuerst muss man alles vergessen haben. ,Der ganze Abfall wird entsorgt.‘ „Der Herr ließ mich vergessen. Ich denke nicht mehr daran. Ich bin jetzt ein Pharao, und was die anderen tun, ist mir gleich. Sollen sie selber zusehen. Er überließ die anderen ihrem Geschick, und doch wiederum nicht.

 

 

 

Das Heil kommt aus dem Unheil. Über seinen zweitgeborenen Sohn sagte er, was geschrieben steht, siehe hier: Den andern nannte er Ephraim: Denn Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends (1 Mose 41,52). Doch zuerst wurde er erniedrigt, gedemütigt, im Gefängnis vergessen und was sich auch sonst alles noch zutrug. Ich will vom Wort Gottes her aufzeigen, wie eine Versöhnung passiert. Brich nichts übers Knie, sondern warte auf die Stunde Gottes!

 

 

 

Diese Geschichte wirft auf, dass Josef weiterhin mit dem Gott seiner Väter Abrahams, Isaaks und Jakobs verbunden war. Trotz seiner Ehe mit der Tochter eines Sonnenanbeters, des Priesters On, ließ sich Josef nicht zwingen: „Jetzt musst du dich endlich versöhnen mit deinen Brüdern, mit deinem Vater und deinem Vaterhaus!“ Er vermochte sich Zeit zu lassen. „Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich fein.“ Er wusste: „Da kommt noch eine Hungersnot und meine Brüder werden kommen, denn auch Kanaan wird nicht verschont bleiben von der Katastrophe, von welcher der Nahe Osten heimgesucht werden wird.“ Wir wissen ja, wenn eine Naturkatastrophe kommt, ein Vulkan ausbricht oder ein Komet einschlägt – und es muss nahe Griechenland ein Komet eingeschlagen sein – sind alle betroffen.

 

 

 

Er wusste, sieben Jahre wird die Zeit der Not und des Hungers betragen. Als die Hungersnot ausbrach, schickte der Pharao sein Volk zu Josef und sagte: „Kauft bei ihm Getreide, denn unsere Scheunen sind voll. Keiner muss verhungern. Wir haben genug Getreide für sieben volle Jahre.“ (Siehe 1 Mose 41,55b) Auch die umliegenden Länder erfuhren, dass in Ägypten die Getreidesilos voll waren. Ägypten war die Kornkammer der damaligen Welt zu dieser Zeit.

 

 

 

Diese Entwicklung führte dazu, dass Josef und seine Brüder zwanzig Jahre später auch in Ägypten eintrafen, um Brot zu kaufen. Nach mehr als zwanzig Jahren hatte Josef zum ersten Mal wieder Kontakt zu seinen Brüdern. Alle zehn Söhne Jakobs kamen, um Brot zu kaufen. „Wir sind redliche Söhne eines redlichen Mannes.“, teilten sie mit. (Siehe 1 Mose 42,11) Von wegen! Ganoven und Verbrecher waren das! Auch Juda ging mit, der damals empfahl, Josef zu verkaufen, um Getreide zu beschaffen. Weißt du, Hunger und Not zwingt die Leute auf die Knie. Die Not bringt die Menschen näher zum Herrn; jede Not! Josef wusste: „Die Not wird kommen. Fünf Jahre hält sie noch an.“

 

 

 

Doch bei Jakob verblieb Benjamin. Sicher fürchtete er sich, seiner Frau Rahel nochmals ein Herzeleid zuzufügen. Es reichte ja schon, dass Josef verschied. Als die Brüder eintrafen, erkannten sie Josef zwar, doch er gab sich ihnen nicht zu erkennen. Sein Haupt kahlgeschoren, tätowiert womöglich, ein Patriarch, ja ein Pharao! Der Pharao kam gleich nach dem Herrn. Josef bezog eine hohe Stellung und trug den Siegelring des Pharaos. Sie sprachen: „Dieser ägyptische Mann!“ Sie wussten nicht, dass es ihr Bruder Josef war. Immer wieder riefen sie aus: „Dieser ägyptische Mann!“

 

 

 

Ohne dass sie es wussten, erfüllte sich die Prophezeiung seines Traumes. Josef war derjenige, der damals solche Probleme in der Familie verursachte und den die Familie nicht verstand. Sie verneigten sich nun vor ihm. „Wir sind redliche Leute eines redlichen Mannes!“ Von wegen! Heuchler waren es! Daraufhin fragt er sie, von woher sie gezogen seien. Lest selbst die Geschichte in der Bibel nach. Ich will nicht alles wiederholen, sondern nur aufarbeiten, damit wir wissen, wie eine Versöhnung funktioniert. (1 Mose 42,1ff.)

 

 

 

„Ihr seid Spione!“, rief Josef aus. Ihr wollt nur ausspionieren, wie es sich bei uns verhält!“ Doch das wiesen sie von sich mit den Worten: „Wir sind redliche Leute. Wir gehören zu einem großen Stamm. Zwölf Söhne hat unser Vater Jakob. Wir leben in Kanaan. Der jüngste Bruder blieb bei seinem Vater, und einer seiner Söhne verstarb.“ (Siehe 1 Mose 42,13) Sie logen Josef ins Angesicht und sprachen: „Einer seiner Söhne verstarb.“ Josef gab vor, ihnen nicht zu glauben und hielt sie drei Tage lang unter Gewahrsam im Gefängnis fest. Das wäre eine Predigt für sich selbst.

 

 

 

Hernach bot er ihnen an, Getreide zu geben. „Aber einer bleibt bei mir als Geißel und als Pfand zurück, solange, bis ihr mir euern jüngsten Bruder brachtet!“ Diese Geschichte beweist, dass es echt ist. Benjamin, aus dem Schoß der Mutter Rahel, war sein leiblicher Bruder. Plötzlich kam Furcht auf. Der Herr weckte in ihnen das schlechte Gewissen, wie folgt: „Das passiert jetzt nur deswegen, weil wir unseren Bruder Josef nach Ägypten verkauften! Weil wir nicht gerecht waren! Weil wir uns versündigten!“ Der Herr erweckte das Gewissen. Sie bekamen ein schlechtes Gewissen. Sofort gedachten sie daran, was sie Josef angetan hatten. Das ist in der Bibel aufgezeigt, siehe nachfolgender Vers.

 

 

 

Niedergeschmettert von Schuld erinnerten sie sich daran, dass sie kein Erbarmen mit ihrem Bruder Josef hatten, als er um Erbarmen flehte. Es steht geschrieben: Sie sprachen aber untereinander: Das haben wir an unserem Bruder verschuldet! Denn wir sahen die Angst seiner Seele, als er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese Trübsal über uns (1 Mose 42,21). „Darum werden wir von dieser Trübsal heimgesucht, sodass wir nun zurückgehalten werden und Schwierigkeiten bekommen mit dem Pharao!“ 

 

 

 

Besonders verzweifelt war Ruben, der Erstgeborene, weil er seine Brüder nicht von der Handlung abzubringen vermochte, Josef zu verkaufen. Weißt du, das Versagen kommt hoch, egal wer daran schuld war. Josef vernahm alles. Die Brüder dachten, er wäre der hebräischen Sprache nicht mächtig. Er sprach mit ihnen mittels eines Dolmetschers. Dann entschied er, dass er Simeon, den Zweitältesten, in Ägypten behalten wolle. Die anderen schickte er mit dem Getreide fort. Heimlich steckte er das Geld, das sie bezahlten, in die Kornsäcke hinein. Du siehst dieses Geplänkel. Plötzlich wird man günstig behandelt. Wir wissen nicht, wieso und weshalb und sagen: „Irgendetwas stimmt hier nicht!“ (Siehe 1 Mose 42,25)

 

 

 

Als sie wieder in Kanaan waren, erschraken sie, und ihr Vater desgleichen. Wir lesen, dass er Josef verlor, Simeon als Geißel in Ägypten wäre und nun noch sein Sohn Benjamin nach Ägypten geschickt werden solle, weil sonst Simeon nicht frei käme. „Ihr beraubtet mich meiner Kinder!“, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Da sprach Jakob, ihr Vater, zu ihnen: Ihr beraubt mich meiner Kinder! Josef ist nicht mehr da, Simeon ist nicht mehr da, Benjamin wollt ihr auch wegnehmen; es geht alles über mich (1 Mose 42,36).

 

 

 

Wenn der Herr arbeitet, dann bricht es über uns ein, ob Segen oder Fluch. „Der Segen schlägt über mir zusammen! Was soll ich tun? Ich bin auf der Segenswelle!“ Oder aber auf dem Fluch, sodass sich die Probleme nur so häufen. Es geht Schlag auf Schlag.

 

 

 

Nun bot Ruben ihm seine beiden Söhne als Pfand an, für den Fall, dass sein Vater erlaube, seinen Jüngsten mit nach Ägypten ziehen zu lassen. Der Erstgeborene gab seine beiden Söhne als Geißeln frei. Jakob war nicht bereit dazu, doch die Hungersnot war so schrecklich, dass er in die Knie gezwungen wurde. (Siehe 1 Mose 42,37f.) Die Situation durch Corona, Krieg, Katastrophen oder andere Umstände wird so schlimm, dass man nicht mehr anders vermag.

 

 

 

Jetzt mussten sie wieder nach Ägypten ziehen und Abhilfe schaffen. Nun bot sich Juda, der damals vorschlug, Josef als Sklaven nach Ägypten zu verkaufen, als Bürge für Benjamin an. „Ich setze mich als Bürge ein. Benjamin, der Jüngste, muss auf die Reise gehen, denn es gibt nichts!“ (Siehe 1 Mose 43,9) Du siehst, das Heil geht aus dem Unheil hervor. Der Herr benützt sämtliche Umstände. Schweren Herzens gab Jakob nach und wies an, diesem ägyptischen Mann Josef auf dem Thron der Pharaonen als Geschenk mitzugeben Balsam, Honig, Gewürze, Myrrhe, Pistazien und Mandeln. (Siehe 1 Mose 43,11) Weißt du, Jakob war ein alter Fuchs. Er versuchte zu beschwichtigen durch Geschenke und glaubte, dadurch etwas zu erreichen. Du vermagst dein schlechtes Gewissen nicht durch Geschenke zu beschwichtigen. Da musst du dich selber stellen!

 

 

 

Diese Dinge gab es in Kanaan, aber nicht Getreide, welches nun wiederum sie benötigten. Außerdem sollten sie doppelt soviel Geld mitnehmen als zuvor für das Getreide, und desgleichen für die Sachen, welche sie in den Kornsäcken fanden. Diese sollten sie wieder abgeben und sich entschuldigen, etwa so: „Das fanden wir!“

 

 

 

Als sie in Ägypten ankamen, wurden sie Josefs Haus zugeführt. Ich möchte eigentlich nur sagen: So arbeitet der Herr. So wird die Vergangenheit aufgearbeitet. Du vermagst nicht wegzulaufen, ganz gleich, wohin du läufst. Du musst den Weg gehen, den der Herr vorzeichnet. Angstvoll spekulierten sie, dass sie wegen des Geldes in den Kornsäcken zu Josef vorgeladen und dafür ihre Strafe empfangen würden. Josefs Verwalter versicherte ihnen, dass er ihre Zahlung erhalten habe. Alles sei okay gewesen, auch das mit dem silbernen Becher: „Ich weiß nicht, warum ihr kommt?“ (Siehe 1 Mose 43,18-23)

 

 

 

Dann ließ man Simeon frei, damit er seine Brüder begrüßen durfte. Als sich Josef wieder zu Hause einfand und sah, was passiert war, wurden seine Brüder zu ihm geführt. Sie überreichten ihm die Geschenke und verneigten sich demütig, nicht mehr so wie sie es zuvor taten. „Wir sind Söhne eines rechtschaffenen Mannes!“ (Siehe 1 Mose 43,23c-26) Denn nun sahen sie sich selber als Diebe, die Josef angeblich bestohlen hatten. Wieder erfüllte sich Josefs prophetischer Traum. Weißt du, Versöhnung und Wiedergutmachung ist eine prophetische Sache. Der Herr muss uns Schritt für Schritt führen.

 

 

 

Josef eröffnete die Frage, ob ihr Vater noch lebe. Und sie äußerten: „Ja, er lebt, aber sein Herz zerbrach.“ Nachdem er vernahm, dass sein Vater wohlauf war, fragte Josef, ob Benjamin, der Jüngste von ihnen, anwesend wäre, denn diesen kannte er noch gar nicht nach zwanzig Jahren. Er war zu der Zeit, da er als Sklave verkauft wurde, noch nicht geboren. Und als er ihn sowie seine Brüder insgesamt nach so vielen Jahren sah, übermannte es seine Gefühle. Er dachte bei sich: „Das sind meine Brüder! Sie veränderten sich noch gar nicht groß. Ich veränderte mich, aber nicht sie!“ (Siehe 1 Mose 43,27-30)

 

 

 

Er verließ den Raum, um die Fassung wiederzuerlangen, und kam zurück, um nun mit ihnen zu speisen. Und nun pass auf, was sich wiederum zutrug. Abermals bekamen sie ein schlechtes Gewissen. Josef achtete darauf, dass Benjamin, sein jüngster Bruder, einen vollen Teller bekam. Die Sitzordnung wurde von den Brüdern beschlossen und arrangiert. Plötzlich waren sie erstaunt, dass Josef wusste, wer der Erstgeborene und wer der Letztgeborene war. Erstaunt dachten sie: „Josef hat Kenntnis über unsere Familienverhältnisse!“

 

 

 

Ich besuchte meinen Schwager und wir plauderten über Belangloses. Die Mädchen kamen gerade aus der Schule heim. Nach einer Weile fragte die eine von beiden: „Papa, wer ist dieser Mann? Der weiß so viel über uns! Genauso trug es sich zu!“ Und sie erfuhr, dass er mein Schwager sei.

 

 

 

Er wusste so viel von ihnen, doch sie wussten nicht, dass Josef eine andere Person geworden war. Nun machte sich Josef an den weiteren Teil seines Planes. Er wollte nunmehr den Vater nach Ägypten holen. Ich gehe darauf nicht groß ein. Doch es ist interessant, wie Versöhnung stattfindet.

 

 

 

Josef wies seinen Verwalter an, die Säcke mit Korn zu füllen und ihnen heimlich ihr Geld zurückzugeben. Im Sack Benjamins war noch ein silberner Becher versteckt. Kaum waren sie nach Kanaan aufgebrochen, stellten sie unterwegs fest, dass sie verfolgt wurden. Nicht etwa von ihrem schlechten Gewissen, sondern vom Verwalter Josefs, der ausrief: „Ihr seid Räuber. Ihr habt uns bestohlen!“ Sie waren erschüttert. „Warum sollten wir stehlen?“, fragten sie. Überzeugt von ihrer Unschuld stimmten sie einer Untersuchung zu und riefen: „Derjenige, dessen Kornsack den silbernen Becher enthält, ist des Todes schuldig. Diese Person wird getötet!“

 

 

 

Du siehst, wie der Herr arbeitet. Bei wem der Becher gefunden werden würde, der müsse sterben und sie selbst würden zu Sklaven. Doch sie fühlten sich unschuldig, obwohl sie Schuld traf, da sie Josef verkauft hatten. Du siehst, wie Versöhnung geschieht: „Wir fühlen uns nicht schuldig!“ sowie: „Ich habe nichts Unrechtes getan! Ich verhielt mich richtig!“ So viele Menschen glauben, dass sie sich richtig verhielten, nichts Unrechtes taten! „Ich tat nur das, was das Gesetz erlaubt, oder eben nicht erlaubt.“ (Siehe 1 Mose 44,1-12)

 

 

 

Josef wollte sie auf die Probe stellen, ob sie Benjamin im Stich lassen würden, so wie sie es bei ihm selbst taten. Oder würden sie gar ihren eigenen Vorteil suchen, so wie einst, da sie Josef verkauften an die ismailitischen Kaufleute? Als nun der Silberbecher bei Benjamin entdeckt wurde, waren sie schockiert, und zwar so sehr, dass sie sogar ihre Gewänder zerrissen. Sie gingen zurück, um sich Josef zu stellen. So findet Vergebung und Versöhnung statt. (Siehe 1 Mose 44,13)

 

 

 

Josef gab vor, ihnen durch Wahrsagerei auf die Schliche gekommen zu sein. Er akzeptierte ihr kollektives Schuldbekenntnis nicht. Er werde Benjamin als Sklaven behalten und sie zu ihrem Vater zurückgehen lassen ohne ihn. Dann trat Juda, der einst den Verkauf arrangierte, von seiner Schuld betrübt, vor, und sprach: „Behalte mich als Sklaven und entlasse Benjamin, sonst bricht das Herz meines Vaters! Mein Vater ist hochbetagt und verkraftet es bestimmt nicht! Seinen Lieblingssohn im Alter zu verlieren wäre das Schlimmste, was ihn jemals erwarten könnte! Jakob würde sterben, wenn Benjamin nicht zurückkäme!“ Juda flehte: „Josef, nimm mich! Nimm mich! Nimm mich anstelle meines Bruders Benjamin!“ Dadurch erkannte Josef, dass Juda seiner Schuld gewahr war und wusste: „Ich beging einen Fehler bei Josef, und diesen Fahler möchte ich nicht noch einmal vollziehen!“ (Siehe 1 Mose 44,33f.)

 

 

 

Weißt du, bei Versöhnung ist es so wichtig, dass wir den Fehler nicht erneut vollziehen, d.h., dass wir darauf Acht geben: „Das möchte ich nicht noch einmal ausführen und vollziehen!“ Erst im Anschluss daran, nachdem wir soweit waren und gemäß der Bibel eine rechtschaffene Buße taten, findet Vergebung statt. Anderenfalls vergiss es. Nur zu sagen: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ und hernach so weiterzuleben wie bisher, so etwas kennt die Bibel nicht! Das kommt nicht in Betracht, denn es ist nicht das Ansinnen des Herrn, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße! (Mt 3,8) Und Juda tat jetzt diese rechtschaffene Buße, so: „Ich bin schuld und biete mich als Sklaven an.“

 

 

 

Man sieht auch, dass die Brüder Rücksicht auf ihren Bruder Benjamin nahmen, wie etwa: „Der jüngste Bruder soll ein Sklavendasein führen? Das dürfen wir nicht zulassen. Wir bleiben alle hier!“ Dadurch wurde Josef gewahr, dass alle zur Vergebung und Versöhnung bereit waren. Man muss ,weichgeklopft‘ werden, damit Vergebung und Versöhnung stattfinden kann. Tut mir leid, dass ich das sage. Man muss weichgeklopft werden durch Krankheit, Nöte und dadurch, dass nichts mehr geht.

 

 

 

Jakob log ja auch und betrog seinen Bruder. Hier findet so viel Aufarbeitung statt! Alles, was in der Familie Jakobs stattfand, kommt wieder zum Tragen.

 

 

 

Josef schickte alle außer Benjamin aus dem Raum. Er fing laut an zu weinen und sprach: „Ich bin euer Bruder Josef. Auch wenn ich jetzt komisch aussehe, gleich einem Ägypter, einem Pharao. Ich bin euer Bruder Josef!“ Und wieder standen sie erschüttert da. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten. Noch einmal erklärte Josef ihnen, wer er sei. Sie sollten nicht bestürzt sein über das, was sie ihm angetan hatten, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Aber Gott hat mich vor euch hergesandt, dass er euch übrig lasse auf Erden und euer Leben erhalte zu einer großen Errettung (1 Mose 45,7). Er hat großes Erbarmen! Manchmal muss etwas passieren, damit Gottes Plan zur Erfüllung gelangt.

 

 

 

Stell dir einmal vor, wenn Josef nicht in Ägypten gewesen wäre, wäre ganz Ägypten, der Rest der damaligen Welt um Ägypten herum, und die Israeliten verhungert und die Sache des Herrn wäre niemals zur Erfüllung gelangt. Der Herr machte es gut! Brich mit der Vergangenheit, so lautet mein Thema. Trage niemandem etwas nach! Hadere nicht mit deinem Los! Hadere nicht mit dem Herrn: „Gott, warum muss mir das alles widerfahren? Warum lässt Du zu, dass das Haus abbrennt, dass die Tiere gestohlen werden, dass die Kinder sterben und dass alles vernichtet wird?“

 

 

 

Löse dich von deiner Vergangenheit, von deinem Pech, von deinen Pannen und Pleiten, von deinen Versagen und sogar von den Versagen anderer Leute und von wem auch immer! Hier versagten die Geschwister. Vergiss alle deine verlorenen Schlachten bzw. die Jahre, die für Josef scheinbar verloren waren. Josef reifte in diesen zwanzig, zweiundzwanzig Jahren. Er reifte zur Vergebung heran. Man muss zur Vergebung reifen! Nicht nur dieser, welcher um Vergebung bittet, muss reif werden, sondern auch jener, der Vergebung ausspricht. Beide müssen reif werden. Auf beiden Seiten findet die Reifung statt.

 

 

 

Jakob samt seinem Hausrat wurde nach Ägypten überführt. Plötzlich fuhr ein vergoldetes Pferdegespann vor seinem Zelt vor. Jakob dachte: „Was ist denn da los?“ Seine Brüder und der Bote, der die Sache betreute, stiegen aus, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Eilt nun und zieht hinauf zu meinem Vater und sagt ihm: Das lässt dir Josef, dein Sohn, sagen: Gott hat mich zum Herrn über ganz Ägypten gesetzt; komm herab zu mir, säume nicht! Du sollst im Lande Goschen wohnen und nahe bei mir sein, du und deine Kinder und deine Kindeskinder, dein Kleinvieh und Großvieh und alles, was du hast. Ich will dich dort versorgen, denn es sind noch fünf Jahre Hungersnot, damit du nicht verarmst mit deinem Hause und allem, was du hast (1 Mose 45,9-11).

 

 

 

Du siehst, Josef handelte großzügig! Stell dir vor, was bei Jakob geschah: „Das Kleid rahmte ich ein. Ich verehrte und vergötterte es! Das Königskleid, welches ich für meinen Buben Josef anfertigen ließ, soll von einem wilden Tier zerrissen worden sein? Ist das überhaupt richtig? Täuschen sie sich nicht etwa? Bilden sie sich das nicht ein? Ist das nicht eine Falle? Bin ich denn verrückt? Ich weiß nicht, was ich sagen soll!“

 

 

 

Als Jakob vernahm, dass Josef lebte – denn sie hatten Beweise und überredeten ihn – vermochte er es nicht zu glauben. Die Brüder erzählten: „Ja! Unser Josef lebt!“ Dieser sagte ihnen jegliche Hilfe zu, damit der Vater keine Furcht habe, nach Ägypten überzusiedeln, um zu ihm zu gelangen. Denn wahrlich, Jakob hatte Furcht nach Ägypten zu ziehen, in aller Liebe. Seine Vorfahren Abraham und Isaak zogen nach Ägypten und erlebten dort nur Pannen und Pleiten. Jakob sah seine zurückkehrenden Söhne und vernahm deren Botschaft: „Josefs Leben blieb verschont! Dein Sohn lebt!“ (Siehe 1 Mose 45,25f.)

 

 

 

Als sie in Beerscheba rasteten, empfing Jakob eine Offenbarung des Herrn. Er sprach zu ihm, was geschrieben steht, siehe hier: Und er sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen (1 Mose 46,3a). Der Herr sprach also: „Fürchte dich nicht, denn es wird alles gut werden.“ Erst nachdem du das Signal des Herrn erhieltest: „Es wird alles gut werden.“, solltest du handeln! Handle erst, nachdem du dieses Signal, das grüne Licht, empfingst! Daraufhin zog Israel also hin mit all seiner Habe. Als er sich in Beerscheba einfand, brachte er dem Gott seines Vaters Isaak Schlachtopfer dar. Gott sprach also zu Israel des Nachts in einer Erscheinung: „Jakob, Jakob!“ Und: „Josef, dein Sohn, für den du geweint und getrauert hast, Depressionen hattest, eben dieser soll dir die Augen zudrücken. Der Herr sprach: „Geh!“ (Siehe 1 Mose 46,3b-4)

 

 

 

Weißt du, das ist eine schöne Geschichte und ein Einschub. Ein Einschub ist ein Hinweis auf Jesus, auf die Erlösung, auf die Gemeinde, auf das Reich Gottes u.v.m.

 

 

 

Als Jakob vor den Pharao trat, fragte dieser ihn nach seinem Alter. Es ist wichtig, was Jakob daraufhin kundtat, denn er sprach über sein Leben und darüber, was sein Leben prägte. Er war aufrichtig. Er log nicht. Er hätte sich auch jünger stellen und zu sagen vermocht, dass es sich anders verhielte. Aber nein, das tat er nicht! Lies, was geschrieben steht, siehe hier: Jakob sprach zum Pharao: Meine Zeit in der Fremde ist hundertdreißig Jahre; wenig und böse ist die Zeit meines Lebens und reicht nicht heran an die Zeit meiner Väter in ihrer Wanderschaft (1 Mose 47,9). Hundertdreißig Jahre!

 

 

 

Wenn es auch schwierig ist, zu vergeben, man versucht immer wieder, Vergebung auszuführen. Weißt du, du versuchst es immer wieder. Der heutige Tag in der Welt draußen, ist der Tag der Versöhnung bzw. der Vergebung. Es ist nicht leicht zu vergeben, denn vieles reicht bis weit in die Kindheitstage hinein. Es ist tief verwurzelt, sowie bei Jakob, der sprach: „Die Zeit meiner Wanderschaft beträgt hundertdreißig Jahre. Wenig und böse ist die Zeit meines Lebens.“ Hier gab es so viele ungelöste Fälle, so viele ,Baustellen‘, die bis in seine Kindheit zurückgingen: „Ich betrog meinen Bruder, und nun betrügen mich meine zehn Söhne! Nicht etwa nur einer, sondern alle zehn Söhne betrügen mich!“ 

 

 

 

Auf einmal wird er gewahr: „Vergebung ist Bruch mit der Vergangenheit!“ Der Bruch mit der Vergangenheit ist nicht leicht. Es gibt zwei Sünden – und nun gib Acht, was ich dir sage – ja, es gibt zwei Sünden, die der Herr nicht vergibt. Du sagst: „Ja, aber ich kenne nur eine Sünde, die der Herr nicht vergibt. Das ist die Sünde bzw. Lästerung wider den Heiligen Geist.“ Nein! Die zweite Sünde, welche der Herr nicht vergibt, ist die Verweigerung der Vergebung. Wir beten das folgende Gebet, wie geschrieben steht, siehe hier: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern (Mt 6,12). Wenn wir nicht vergeben, wird auch uns nicht vergeben. Das ist genauso schlimm wie die Lästerung wider den Heiligen Geist!

 

 

 

Jakob kam nach Ägypten. Er lebte noch siebzehn Jahre. Seine Familie wurde groß. Mit etwa dreihundert Leuten, also mit Kind und Kegel, traf er in Ägypten ein. Gegen Ende seines Lebens rief er Josef zu sich und sprach: „Geschwister, wenn ihr wieder von dannen heimwärts zieht – es wird zwar noch eine Weile dauern, die ihr hier verweilen sollt – nehmt mich mit, wenn ich sterbe.“ (Siehe 1 Mose 47,29f.) Das verrichteten sie genau so. Sie balsamierten ihn ein, einer Mumie gleich, und nahmen ihn mit beim Auszug der Kinder Israels aus Ägypten. Kurz darauf, nach siebzehn Jahren, wurde Jakob krank und Josef stattete ihm, diesem alten Patriarchen, zusammen  mit seinen beiden Söhnen Manasse und Ephraim, extra einen Besuch ab. (Siehe 1 Mose 48,1)

 

 

 

Und nun, stellt euch einmal vor, tat Jakob etwas Verrücktes. Er überkreuzte seine Arme und segnete! (Siehe 1 Mose 48,14) Josef rief: „Vater, halte ein! Du machst es verkehrt!“ (Siehe 1 Mose 48,17f.) Man vermag nur über das Kreuz zu segnen! Jakob wusste: „Ich machte Fehler! Ich gab mich als Esau aus. Hätte mein Vater damals die Segnung übers Kreuz vollzogen, wäre Esau gesegnet worden und nicht ich.“

 

 

 

Jakob wusste, dass sein Ende nahte. Josef wäre nicht in Kanaan beerdigt worden, gleich Jakob. Jakob wurde von Josef in Kanaan beerdigt, denn das war es, was er seinem Vater versprach. Aber Josef war ein Pharao! Ihm wurde wahrscheinlich bereits zu Lebzeiten eine Pyramide errichtet. Doch auch er äußerte: „Nein, nehmt meinen Leichnam mit nach Kanaan beim Auszug aus Ägypten.“

 

 

 

Die Brüder bekamen, nachdem ihr Vater verstorben war, Furcht, dass Josef sie betrafen könnte. Aber dieser wurde verwandelt, sodass er nicht mehr bestrafte oder sich rächte. Josefs Reaktion war typisch für jemanden, der Vergebung durchlebt und durchgestanden hatte, ganz für sich persönlich im Geist. Er sprach, wie nachfolgend geschrieben steht: Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt? Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk (1 Mose 50,19f.).

 

 

 

Vierundfünfzig Jahre lebten der Vater und die Brüder des Pharaos im Ägyptenland. Anschließend kam ein anderer Pharao. Josef wurde hundertzehn Jahre alt. Er wurde einbalsamiert. Er nahm seinen Brüdern das folgende Versprechen ab: „Nehmt mich mit! Wenn der Herr mich heimsuchen wird, nehmt meine Gebeine mit von hier.“ (Siehe 1 Mose 50,25f.)

 

 

 

Es ist so wichtig, Versöhnung zu erleben und zu erfahren! Der Herr will unsere Versöhnung! Versöhnung ist genauso wichtig wie alles andere; meine Sündenvergebung.

 

 

 

Gebet: Herr, Du machst immer wieder alles gut. Du vergibst die schlimmsten Fehler, selbst das Unheil wird zum Heil. Du hast mit uns Gedanken des Friedens, des Segens und der Güte. Wenn wir uns von Dir führen lassen, und wenn wir auch Umwege gehen müssen, schwierige Wege gehen müssen, unverständliche Wege gehen müssen, Du erreichst das Ziel in unserem Leben und wir gelangen dorthin, wo wir wirklich hingehören, wo Du uns wirklich haben möchtest. Selbst wenn wir Deine Wege nicht verstehen, es sind gute Wege. Und Deine Wege haben immer, Halleluja!, ein Happy End. Danke, Vater, dafür! Amen

 

                                            

 

Brich mit der Vergangenheit – Predigt vom 07.07.2021

 

 

 

Dankeschön! „Ich bin durch die Welt gegangen, und die Welt ist schön und groß, und doch zieht ein heiß Verlangen mich weit von der Erde los.“ Heute habe ich ein Thema, das zu diesem Tag passt. Die Welt gab den Tagen verschiedene Namen. Der heutige Tag ist der Tag der Versöhnung. Das passt mit meinem heutigen Thema zusammen: Brich mit deiner Vergangenheit! Versöhne dich mit deiner Vergangenheit, mit deiner Geschichte. Verarbeite deine Rückschläge, was es auch immer ist; deine Niederlagen.

 

 

 

Ich werde heute über Juda, Josef und Jakob sprechen. Das sind die Patriarchen des Alten Testamentes. Mein Einstiegstext befindet sich im ersten Buch Mose des Kapitels achtunddreißig. Da wird über Josef berichtet. Es ist ein Einschub. Eigentlich gehört die Geschichte Josefs gar nicht in die Bibel hinein. Aber es ist eine Offenbarung Gottes.

 

 

 

Alles, was nach der Schöpfung hinzukam, der Sündenfall, ist ein Einschub, und vieles andere mehr, ja vieles ist nur ein Einschub. Auch das Kommen Jesu hätte nicht sein müssen. Die Welt hätte der Herr auch anders erlösen können. Aber alles ist ein Einschub. Es gehört zur Geschichte, zu dem, was die Juden ausmacht und, wie der Herr sie blamierte und bloßstellte. Ganz besonders im ersten Buch Mose sehe ich, wie der Herr die Geschichte benützt. Sogar die negative und üble Geschichte der Menschen, ja das, was sie taten, benützt Er! Gleichwohl dem, was Josef einmal verlauten ließ: „Ihr gedachtet böse mit mir, doch der Herr machte es gut, dennoch.“ (Siehe 1 Mose 50,20a)

 

 

 

Jesus musste kommen, weil so viele Fehler stattfanden in der Menschheitsgeschichte. Er kam, um die Kranken zu heilen, die Gebundenen zu befreien, den Versklavten ein angenehmes Jahr zu verkündigen u.v.m. Der Herr will den Schaden, der durch die Sünde zustande kam, reparieren. Dazu benützt Er gerade diejenigen Menschen, welche den Schaden verursachten. Das ist ein ganz merkwürdiger Vorgang.

 

 

 

Das jüdische Volk, also Juda und die Patriarchen, richteten sehr viel Schaden an. Das waren keine Heiligen. Wir denken, das waren große, heilige Menschen. Nein! Das waren Lausbuben! Sei nicht schockiert! Das ist die Art, wie der Herr Geschichte macht mit Juda, Josef, Jakob und den anderen. Selbst wenn die Geschichte noch so moralisch verwerflich ist, gleich einem Skandal, das Heil kommt aus dem jüdischen Volk bzw. von den Israeliten. Das Heil tritt aus dem Unheil hervor, ja aus dem Verbrechen. In das Verbrechen hinein versucht der Herr Seinen Sohn zu schicken. Das Volk kreuzigte Jesus. Er auferstand! Gerade durch solch eine Situation verschaffte der Herr den Menschen Heilung in dem ganzen Desaster, der Katastrophe und Krise, was da auch immer war.

 

 

 

Josef wurde nach Ägypten verkauft, weil der Herr wusste, was alles stattfinden würde. Josef sollte seine Familie in Ägypten retten. Nur damit wir Einblick erhalten. Diese Geschichten sind uns aus dem Religionsunterricht mehr oder weniger vertraut.

 

 

 

Josef ist ein kleiner, radikaler Hinweis auf Jesus. Er wurde verkauft. Jesus wurde auch verkauft für dreißig Silberlinge. Sein Kommen war ein Einschub in die Menschheitsgeschichte, um die Menschen zu retten. Und auch hier: Wäre Josef nicht nach Ägypten gekommen während der Katastrophe, die den ganzen Mittelmeerraum erfasste, wären die Menschen ausgerottet worden.

 

 

 

Der Sündenfall genauso, denn auch er war ein Einschub. Genauso siehe in unserem Leben: Es passieren Fehler, Unfälle, Krisen, Katastrophen, und wir geraten in Spannungen. Das sind alles nur Einschübe. Der Herr will uns über diese Einschübe zu sich bringen.

 

 

 

Nachdem Josef von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft worden war, sahen sie ihn wahrscheinlich zweiundzwanzig Jahre nicht mehr. Dieser, welcher den Verkauf veranlasste, war Juda, der Stammvater der Juden. Er schlug auf eine bestimmte Weise diesen Handel vor und machte sich dadurch selbst zum Sklaven. Er verkaufte Josef, empfahl ihn den ismailitischen Händlern und nahm auch noch Geld dafür. (Siehe 1 Mose 37,27a) Er erfand auch die Geschichte, welche nachfolgend verzeichnet ist: „Wir werden unserem Vater sagen, dass ihn ein wildes Tier zerriss.“ (Siehe 1 Mose 37,32)

 

 

 

Wir müssen die historischen Zusammenhänge erkennen und verstehen, warum Juda später so ein schlechtes Gewissen hatte. Juda verließ nach diesem Vorfall seine Brüder. Er zog ins Tal, vom Bergland abwärts in die Küstenregion und lebte dort unter den Einheimischen. Er trennte sich bewusst, weil ihn sein schlechtes Gewissen plagte.

 

 

 

Du siehst, dass Menschen, die ein schlechtes Gewissen haben, wegziehen, wie auch immer, auch wenn sie es nicht erklären können. Juda plagte das schlechte Gewissen. Er heiratete eine Kanaaniterin, wie nachfolgend geschrieben steht: Es begab sich um diese Zeit, dass Juda hinabzog von seinen Brüdern und gesellte sich zu einem Mann aus Adullam, der hieß Hira. Und Juda sah dort die Tochter eines Kanaaniters, der hieß Schua, und nahm sie zur Frau (1 Mose 38,1-2a). Er zeugte drei Söhne, wie nachfolgend aufgezeigt: Und als er zu ihr einging, ward sie schwanger und gebar einen Sohn, den nannte er Ger. Und sie ward abermals schwanger und gebar einen Sohn, den nannte sie Onan. Sie gebar abermals einen Sohn, den nannte sie Schela; und Juda war in Kesib, als sie ihn gebar (1 Mose 38,2b-5). Drei Söhne bekam er von einer kanaanitischen Frau, obwohl die Anweisung von Mutter Rebekka und Rahel lautete: „Geht nicht bei kanaanitischen Frauen ein.“ Juda tat es bewusst.

 

 

 

Der Bericht über das Leben Judas, fern vom Vater und seinen Brüdern, deckt einen Teil des Gesamtgeschehens auf, was da alles passierte. (Siehe 1 Mose 38,1ff.) Sie mussten nach Ägypten gehen, um Brot zu kaufen. Der Herr fügte es so, dass die Versöhnung passierte.

 

 

 

In dieser kleinen skizzierten Geschichte der Familie des Juda und der Juden insgesamt, die im ersten Buch Mose berichtet wird, werden so viele Wahrheiten aufgedeckt. Der erstgeborene Sohn starb, der Grund soll jetzt einmal dahingestellt sein. Der Herr ließ nicht zu, dass Ger überlebte. (Siehe 1 Mose 38,7) Im Anschluss daran geriet die Familie Judas noch mehr ins Chaos. Die anderen Familienmitglieder desgleichen. Sie waren allesamt unmoralisch. Der Herr benützt unmoralische Leute, um Heilsgeschichte zu machen. Das Heil kommt aus dem Unheil; aus dem jüdischen Volk.

 

 

 

Ger war ein böser Mensch, sodass der Herr ihn rechtzeitig sterben ließ. Jetzt sollte eine kinderlose Witwe, nach dem Gesetz der Schwagerehe, von Onan angenommen werden und mit ihm Kinder zeugen, damit Ger, der Erstgeborene des Judas, Nachkommen erhielte. Doch Onan erwies sich als unfähig zu dieser Art Fürsorge. Er ging gern bei Tamar ein, der Schwiegertochter des Judas. Er betrieb Selbstbefriedigung. Daher kommt der Begriff Onanie. Er betrieb solches, damit er auf alle Fälle keine Nachkommen schaffe für Juda bzw. Ger. Es steht geschrieben: Aber da Onan wusste, dass die Kinder nicht sein Eigen sein sollten, ließ er's auf die Erde fallen und verderben, wenn er einging zu seines Bruders Frau, auf dass er seinem Bruder nicht Nachkommen schaffe (1 Mose 38,9). Für diese Verweigerung nahm der Herr auch sein Leben hinfort, weil er nicht bereit war, diese Pflicht der Schwagerehe zu erfüllen.

 

 

 

Wir lesen weiter: Juda versuchte nun, diese Geschichte weiter aufzuarbeiten. Er entzog seinen Sohn Schela, damit er Tamar nicht erhält. D.h., er empfahl, Tamar solange fortzuschicken, bis Schela herangereift und zeugungsfähig wäre. Wir sehen hier im ersten Buch Mose des Kapitels achtunddreißig das Thema Feindschaft, Missgunst, Entfremdung, welches in aller Tiefe ausgelotet wird. Mein heutiges Thema ist Versöhnung; Versöhnung mit seinem Leben, mit seinem Schicksal und mit seinen Problemen.

 

 

 

Tamar sollte heimziehen zu ihren Eltern, um dann, wenn es soweit ist, Schela zu heiraten. Das eigentliche Problem war, dass Juda nie beabsichtigt hatte, Schela mit Tamar zu verbinden, sodass er sie zur Frau erhält. Er dachte, Schela würde gleichfalls sterben, da ihm der Herr den Segen entzog.

 

 

 

Für die von ihm geplante Hinterlist ließ er Tamar bezahlen bzw. auszahlen. Tamar zog nun von dannen heimwärts, doch sie ging nicht nach Hause, sondern in ein Bordell und verkleidete sich als Prostituierte. Der inzwischen verwitwete Juda kehrte im Bordell ein und geriet an Tamar. Damals waren Bordelle ganz normal, siehe sämtliche Fruchtbarkeitskulte. Eigentlich kannte er Tamar. Doch sie war verkleidet. Sie erkannte ihn: „Das ist Juda, mein Schwiegervater!“ Sie hatte sexuellen Kontakt mit ihm und wurde schwanger. Es steht geschrieben: Nach drei Monaten wurde Juda angesagt: Deine Schwiegertochter Tamar hat Hurerei getrieben; und siehe, sie ist von ihrer Hurerei schwanger geworden (1 Mose 38,24a). Juda zog fort.

 

 

 

Tamar machte es ganz raffiniert, denn nachdem sie ihre beiden Söhne geboren hatte, stellte sie Juda zur Rede: „Du bist der Vater meiner beiden Kinder.“ Juda bestätigte, dass er der Übeltäter und Betrüger sei, der die Schwiegertochter geschwängert habe. (Siehe 1 Mose 38,26a) Du siehst, was für unmoralische Geschichten in der Antike bzw. im Altertum in Kanaan passierten! Das Land war weder koscher noch rein.

 

 

 

Tamar brachte damals Zwillinge zur Welt, Perez und Serach. (Siehe 1 Mose 38,27) Perez wurde der Stammvater der israelitischen Könige Davids, aus deren Geschlecht die Stammmutter Jesu hervortrat. (Siehe Ruth 4,18-22) Wir sehen es, eben aus dieser Hurerei, aus diesem Lug und Trug und aus dieser Hinterlist brach die Linie Jesu hervor! Das verstehen wir manchmal nicht. Das Heil tritt aus dem Unheil hervor. Verstehen wir das? Es erwies sich erneut als ein Einschub, der in der Geschichte stattfand.

 

 

 

Jetzt kommt die Geschichte Josefs wieder zum Tragen. Er war bereits lange verkauft. Alle vergaßen ihn. Ruben, der erstgeborene Sohn Jakobs, widersprach nicht etwa, als Juda vorschlug, Josef zu verkaufen. „Dafür werden wir wenigstens noch entlohnt!“ Er war derjenige, der seinen Vater täuschte: „Papa, sieh her. Das ist doch das Kleid Josefs.“ Was für ein Kontrast doch diese Geschichte aufweist! Der Einzige, der rechtschaffen blieb, war Josef. Er wurde sexuell versucht von der Gemahlin des Potifar. Er blieb erfolgreich, denn er widerstand. Der Herr macht Geschichte auf Seine Art und zeigt uns, wie Er jeden Einzelnen benützt, ja selbst die Verdorbenheit! Das meine ich ganz bewusst so.

 

 

 

Ja, Gott benützt selbst die Verdorbenheit; selbst die Verdorbenheit Judas und des jüdischen Volkes. In Ägypten war Josef gleich einem Ministerpräsidenten. Er regierte, stieg über die Führung des Herrn auf und wurde selbst zu einem Pharao. Wir lesen, dass der Herr mit Josef war. (Siehe 1 Mose 39,2a) Genauso wie Er zuvor mit den Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob war, war Er mit Josef. Mit ihm machte der Herr nun Geschichte.

 

 

 

Potifar, der höchste Kommandant der Leibwache des Pharao, setzte ihn über sein ganzes Haus, außer über seine Gemahlin. Er sprach: „Alles darfst du machen. Du bist der Herr über mein Haus!“ (Siehe 1 Mose 39,4b) Denn Josef war ein sehr gesegneter Mann, der die Aufgaben sehr erfolgreich erledigte. Er weigerte sich, sich an der Gemahlin des Potifar zu vergehen. (Siehe 1 Mose 39,8) Von rechtswegen wäre es normal gewesen. Rein juristisch gesehen, hätte die Frau das Recht gehabt, über den Körper Josefs zu verfügen. Aber Josef widersprach ganz bewusst diesem Recht. Nicht alles, was recht ist, ist auch richtig. Das sage ich nur nebenbei. Wir müssen diese Dinge richtig verstehen, und begreifen, wozu diese Geschichte in der Bibel verzeichnet ist.

 

 

 

Das erste Buch Mose ist ein sehr aufschlussreiches Buch über die Ursprünge und darüber, wie der Herr arbeitet. Nicht alles, was recht ist, ist auch richtig. Josef wusste das, obwohl es noch nicht die zehn Gebote gab, wie: „Du sollst nicht ehebrechen“ u.a. Josef wusste: „Ich willige nicht in dieses Unrecht ein.“ Das war in den alten Kulturen so üblich, auch wenn man die zehn Gebote noch nicht kannte. Der Mensch weiß, was richtig und was verkehrt ist. Josef bewies, dass das, wozu er sich entschied, richtig war. Josef sprach, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Wie sollte ich denn nun ein solch großes Übel tun und gegen Gott sündigen? (1 Mose 39,9b) „Nicht etwa wider Potifar, sondern wieder meinen Gott!“ Sie bedrängte ihn weiter, und wir wissen, was danach passierte. Durch die endgültige Verweigerung griff sie sein Obergewand, ging hasserfüllt zum Gericht und bewies: „Seht her, er wollte mich vergewaltigen!“ (1 Mose 39,13-18) Du siehst erneut: Lüge kehrt viele Dinge heraus und verändert die Situation. Lug und Trug ist gang und gäbe in dieser Welt!

 

 

 

Hierfür ließ Potifar Josef verurteilen und ins Gefängnis bringen. Wer als Sklave einmal im Gefängnis war, ist dadurch erlöst von der Sklaverei. Weißt du, der Herr befreite auf Seine Art Josef aus der Sklaverei. Er kam ins Gefängnis! Dort schrieb ihm der Gefängniswärter sehr viele Vollmachten aus, sodass er zu walten und zu schalten vermochte über viele Jahre hinweg. Zwei Gefangene des Pharaos wurden ins Gefängnis eingewiesen. Es waren der Mundschenk und der Bäcker. Potifar wies diese beiden Diener, die zur Leibwache des Pharaos gehörten, Josef, seinem ehemaligen Diener, an. Sowohl der Mundschenk als auch der Bäcker empfingen Träume. Der Mundschenk kam frei. Josef nahm kein Geld von ihm, aber stellte ihm die Bitte anheim, an ihn zu denken: „Wenn du an mich denkst, wäre ich dir sehr dankbar.“ (Siehe 1 Mose 40,14) Aber für zwei Jahre geriet Josef in Vergessenheit! Doch die Zeit war auch noch nicht herangereift, um mit dem Mundschenk zu reden.

 

 

 

Josef wurde vom Mundschenk enttäuscht, ja vergessen. „Aus den Augen, aus dem Sinn.“ So ist die Welt. So ist das Leben. Josef musste weitere zwei Jahre im Gefängnis verbringen und solange ausharren, bis die Gelegenheit, die Stunde Gottes, in seinem Leben kam. Es ist von viel größerer Tragweite, einen, vielmehr zwei Träume, zu deuten. Die Träume des Pharaos: Ihm träumte. Seine Traumgeschichte beinhaltet die sieben fetten und die sieben mageren Kühe und desgleichen, die sieben fetten und die sieben mageren Ähren. Die sieben mageren Kühe verschlangen die sieben fetten Kühe und die sieben mageren Ähren verschlangen sodann die sieben fetten Ähren. (Siehe 1 Mose 41,1-7) Das ist eine Geschichte für sich selbst. Diesen Traum vermochte der Pharao nicht zu verstehen. Er befragte sämtliche Magier nach der Bedeutung des Traumes, erhielt aber keine zufriedenstellende Antwort. Da erinnerte sich der Mundschenk: „Ach, ich weiß, da war noch jemand im Gefängnis, der mir weissagte und meine Träume auslegte.“ Und er erzählte es dem Pharao. (Siehe 1 Mose 41,12)

 

 

 

Der König erließ daraufhin Order, Josef herbeizuholen. Er hörte, dass er große Fähigkeiten hätte, aber Josef bildete sich darauf nichts ein. Du siehst also, Josef war ein demütiger Mensch, ein reiner Mensch, der sich dem Herrn hingab und zur Verfügung stellte. Es steht geschrieben: Josef antwortete dem Pharao und sprach: Das steht nicht bei mir; Gott wird jedoch dem Pharao Gutes verkünden (1 Mose 41,16). Er rief: „Der Herr allein kann Träume deuten! Ich vermag solches nicht zu tun.“ Und schon allein deswegen, weil er sich auf den Herrn berief und Ihm die Ehre gab, wurde ihm Gnade zuteil. Nachdem er den ersten Traum erzählt hatte, ergänzte der König diesen durch einen weiteren: „Ich hatte noch einen Traum!“ Vielleicht empfing er den einen beim Einschlafen und den anderen beim Aufwachen.

 

 

 

Normalerweise spricht der Herr ein oder zweimal ganz besonders. Wenn wir vom Herrn eine Offenbarung empfangen, fügt Er eine weitere hinzu, damit wir wissen: „Das war der Herr.“ Satan gibt nur eine Offenbarung, doch der Herr gibt zwei oder drei Zeugen, zwei oder drei Beispiele, was auch sonst.

 

 

 

Die fetten Kühe wurden von den mageren verschlungen. Im zweiten Traum wurden die fetten Ähren zerfressen von den mageren. Der Traum wiederholte sich. Träume wiederholen sich immer wieder. Deshalb bedenke: Deine Vergangenheit aufzuarbeiten ist so wichtig, nämlich, dass wir auf die Stimme unseres Unterbewusstseins achten, wie: „Was sagt mir mein Unterbewusstsein?“ Höre auf die Stimme des Herzens. Höre nicht auf dein ,Ich‘ bzw. dein Ego, sondern auf das Herz Gottes, das in dir ist.

 

 

 

Josef vertraute dem Herrn und glaubte an Seine Verheißung. Er wusste: „Gott wird mit mir Geschichte machen. Warum auch immer und wie auch immer, das weiß ich nicht!“ Wir müssen nicht alles bis zum Schluss wissen.

 

 

 

Josef erklärte die Träume ganz bescheiden und einfach. Er sagte, was geschehen wird und äußerte gegenüber dem Pharao, dass er unbedingt Getreidesilos anlegen solle, denn es werden jetzt sieben fette Jahre ins Land gehen. Diese sieben fetten Jahre müssten genützt werden! Auch in unserem Leben müssen die sieben fetten Jahre genützt werden. Wenn der Herr uns segnet, dann müssen wir nicht nur großzügig verteilen und alles verzehren, sondern aufheben.

 

 

 

Die Hungersnot, die damals im Nahen Osten passierte, betraf die ganze Welt. Wahrscheinlich schlug ein Komet ein, es brach ein Vulkan aus oder was auch sonst. Sieben reiche Jahre und sieben Hungerjahre sagte der Herr voraus. Daraufhin sprach der Pharao: „Der Mann gefällt mir! Diesen setze ich als Bevollmächtigten und Wirtschaftsminister ein, und was auch sonst. Er soll dafür Sorge tragen, dass Getreidesilos gebaut und Ähren eingesammelt werden.“ (Siehe 1 Mose 41,40f.) Zwanzig Prozent mussten die Leute in den sieben fetten Jahren von der Ernte sammeln und in die Getreidesilos einbringen; Steuern zahlen, sozusagen, sieben Jahre lang.

 

 

 

Unter der Kontrolle des Pharaos konnte das Volk während der Hungersnot ernährt werden. Es blieb von der Hungersnot verschont. Daraufhin, nachdem er sah, dass alles so gut lief, ernannte er den etwa dreißigjährigen Josef zum König, zum Präsidenten, zum Verwalter bzw. Sachverwalter, zum Premierminister oder Visier u.v.m. Es steht geschrieben: Und er tat seinen Siegelring von seiner Hand und gab ihn Josef an seine Hand und kleidete ihn in kostbares Leinen und legte ihm eine goldene Kette um seinen Hals (1 Mose 41,42). „Du bist mir gleichwertig.“ Er ließ ihn in feinste Leinen hüllen, so: „Lege deine gestreifte Gefängniskleidung ab.“ Er legte ihm eine goldene Halskette an und sprach: „Jetzt bist du ein gemachter Mann!“

 

 

 

Weiter steht geschrieben: Und ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fahren und ließ vor ihm her ausrufen: Auf die Knie! Und setzte ihn über ganz Ägyptenland. Und der Pharao sprach zu Josef: Ich bin der Pharao, aber ohne deinen Willen soll niemand seine Hand oder seinen Fuß regen in ganz Ägyptenland (1 Mose 41,43f.). Er ließ ihn den Wagen, den Streitwagen des Hofmarschalls, besteigen, und die Läufer, die vor ihm her den Weg bahnten, empfingen Anweisung: „Werft euch nieder, denn so macht der Pharao Josef zum Herrn über ganz Ägyptenland.“ Du siehst, die Anweisung: „Werft euch nieder!“, das, was Josef in seinem Traum vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren träumte, erlebte er da buchstäblich! Sogar die Leute im Ägyptenland warfen sich vor ihm nieder.

 

 

 

Wie bricht man mit der Vergangenheit, lautet mein Thema. Du hast eine Geschichte. Du erlebtest und erlittest viel. Du bist vielleicht jetzt auf einem Posten, von dem du dir niemals erträumt hättest, dass du dort hinkämest. Jetzt werfe ich einige Fragen auf, die mich bewegen: Warum nahm Josef keinen Kontakt zu seinen Brüdern und zu seinem Vater auf? Kanaan gehörte damals zum Einzugsgebiet Ägyptens, also zum Pharao. Bis Syrien gehörte Kanaan zu Ägypten, also warum nahm er denn keinen Kontakt zu seinem Vater und zu seinen Brüdern auf, nachdem er eine Machtposition errang? Warum versöhnte er sich nicht? Warum streckte er nicht die Hand aus? Warum sagt er nicht: „Ich komme! Ich bin jetzt der gemachte Mann! Seht nur, die Geschichte, die ich damals träumte, erfüllte sich jetzt!“ Weil er den Herrn arbeiten ließ! Das ist das Vernünftigste bei Vergebung bzw. Versöhnung oder was es auch immer sein mag. Lass den Herrn arbeiten!

 

 

 

Möglicherweise gelangte Josef zu der folgenden Überzeugung – das sind jetzt meine Gedanken, die ich preisgebe, aber ich studiere das Wort des Herrn und versuche, die Psychologie eines Menschen zu verstehen – siehe hier: „Mein Vater Jakob setzte mich unnötig dem Groll meiner Brüder aus!“ Denn er schickte ihn fort: „Geh doch zu deinen Brüdern!“ (Siehe 1 Mose 37,14) In meiner Bibel steht geschrieben: Und Josef suchte seine Brüder. (Siehe 1 Mose 37,16) Damit sie ihn verstehen, lieben und annehmen als ihren Bruder. Josef sann nach: „Ja, er setzte mich dem Groll meiner Brüder aus. Vielleicht war mein Vater der Verursacher der ganzen Misere, dass ich als Sklave nach Ägypten verkauft wurde und ins Gefängnis kam.“

 

 

 

Die Brüder mochten ihn nicht. Als sie ihn sahen, sprachen sie: „Seht mal, der Träumer kommt!“ (Siehe 1 Mose 37,19) Er sann weiter nach: „Was war der Grund?“ Im Gefängnis hat man Zeit zu sinnieren. „Vielleicht war mein Vater erbost über meinen Traum, weil ich darin einen so großen Rang einnahm, dass sich alle vor mir verbeugten, sogar Vater und Mutter.“ (Siehe 1 Mose 37,9-11) Diese verabredeten sich daraufhin, den Jungen zu töten und ihn stattdessen der Sklaverei – das war Juda – zu überlassen. Er wurde hintergangen und gedemütigt. „Vielleicht war das der Wille meines Vaters?“ Vielleicht kam Josef zu dem Schluss, dass der Vater in seinem Zorn unversöhnlich sei. So wird es vielen Vätern ergangen sein. Jakob war gewiss eine sehr zornige Person.

 

 

 

Ich denke nur an die Geschichte mit Simeon und Levi, als sie den Überfall in Sichem anstifteten. (Siehe 1 Mose 34,25f.) Nachdem Ruben bei seiner Nebenfrau einging, wurde Jakob zornig und böse. Er akzeptierte ihn nicht mehr als Erstgeborenen. Du siehst, dass seine Söhne Ganoven waren, Entschuldigung. Wegen der Blutschuld in Sichem musste er das Weite suchen. Das war vielleicht ein Zeichen für Josefs Gefühl, dass er aufgegeben worden sei. „Meine Brüder mögen mich nicht, mein Vater mag mich nicht, vielleicht gerade noch meine Mutter!“ Aber über sie ist nichts in der Bibel aufgezeigt.

 

 

 

Josef dachte, dass er jetzt in Ägypten, auf dem Thron der Pharaonen, eine neue Identität erhält. Und es war seine Stunde, denn er erhielt eine neue Identität in Ägypten. Der Pharao verlieh ihm große Macht und Autorität. Sogar einen neuen Namen trug man ihm zu: Zafenat-Paneach. ,Gott spricht! Er lebt!‘ Das war der Name, den er vom Pharao erhielt. „Du bist jetzt nicht mehr Josef, sondern du hast eine ganz neue Identität.“ Und das war auch so. Der Pharao gab ihm die Ägypterin Asenat zur Frau, damit er Nachkommen zeugte. Asenat war die Tochter eines Sonnenanbeters, eines Sonnenpriesters im damaligen Ägyptenland. Und etwas Interessantes gibt es zu wissen über diese hebräischen Namen, die er hernach seinen Söhnen gab: Ephraim und Manasse. Als Ephraim das Licht der Welt erblickte, sprach Josef folgende Worte aus, wie geschrieben steht, siehe hier: Und er nannte den ersten Manasse; denn Gott, sprach er, hat mich vergessen lassen all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus (1 Mose 41,51). So erlebt man Vergebung. Zuerst muss man alles vergessen haben. ,Der ganze Abfall wird entsorgt.‘ „Der Herr ließ mich vergessen. Ich denke nicht mehr daran. Ich bin jetzt ein Pharao, und was die anderen tun, ist mir gleich. Sollen sie selber zusehen. Er überließ die anderen ihrem Geschick, und doch wiederum nicht.

 

 

 

Das Heil kommt aus dem Unheil. Über seinen zweitgeborenen Sohn sagte er, was geschrieben steht, siehe hier: Den andern nannte er Ephraim: Denn Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends (1 Mose 41,52). Doch zuerst wurde er erniedrigt, gedemütigt, im Gefängnis vergessen und was sich auch sonst alles noch zutrug. Ich will vom Wort Gottes her aufzeigen, wie eine Versöhnung passiert. Brich nichts übers Knie, sondern warte auf die Stunde Gottes!

 

 

 

Diese Geschichte wirft auf, dass Josef weiterhin mit dem Gott seiner Väter Abrahams, Isaaks und Jakobs verbunden war. Trotz seiner Ehe mit der Tochter eines Sonnenanbeters, des Priesters On, ließ sich Josef nicht zwingen: „Jetzt musst du dich endlich versöhnen mit deinen Brüdern, mit deinem Vater und deinem Vaterhaus!“ Er vermochte sich Zeit zu lassen. „Gottes Mühlen mahlen langsam, aber trefflich fein.“ Er wusste: „Da kommt noch eine Hungersnot und meine Brüder werden kommen, denn auch Kanaan wird nicht verschont bleiben von der Katastrophe, von welcher der Nahe Osten heimgesucht werden wird.“ Wir wissen ja, wenn eine Naturkatastrophe kommt, ein Vulkan ausbricht oder ein Komet einschlägt – und es muss nahe Griechenland ein Komet eingeschlagen sein – sind alle betroffen.

 

 

 

Er wusste, sieben Jahre wird die Zeit der Not und des Hungers betragen. Als die Hungersnot ausbrach, schickte der Pharao sein Volk zu Josef und sagte: „Kauft bei ihm Getreide, denn unsere Scheunen sind voll. Keiner muss verhungern. Wir haben genug Getreide für sieben volle Jahre.“ (Siehe 1 Mose 41,55b) Auch die umliegenden Länder erfuhren, dass in Ägypten die Getreidesilos voll waren. Ägypten war die Kornkammer der damaligen Welt zu dieser Zeit.

 

 

 

Diese Entwicklung führte dazu, dass Josef und seine Brüder zwanzig Jahre später auch in Ägypten eintrafen, um Brot zu kaufen. Nach mehr als zwanzig Jahren hatte Josef zum ersten Mal wieder Kontakt zu seinen Brüdern. Alle zehn Söhne Jakobs kamen, um Brot zu kaufen. „Wir sind redliche Söhne eines redlichen Mannes.“, teilten sie mit. (Siehe 1 Mose 42,11) Von wegen! Ganoven und Verbrecher waren das! Auch Juda ging mit, der damals empfahl, Josef zu verkaufen, um Getreide zu beschaffen. Weißt du, Hunger und Not zwingt die Leute auf die Knie. Die Not bringt die Menschen näher zum Herrn; jede Not! Josef wusste: „Die Not wird kommen. Fünf Jahre hält sie noch an.“

 

 

 

Doch bei Jakob verblieb Benjamin. Sicher fürchtete er sich, seiner Frau Rahel nochmals ein Herzeleid zuzufügen. Es reichte ja schon, dass Josef verschied. Als die Brüder eintrafen, erkannten sie Josef zwar, doch er gab sich ihnen nicht zu erkennen. Sein Haupt kahlgeschoren, tätowiert womöglich, ein Patriarch, ja ein Pharao! Der Pharao kam gleich nach dem Herrn. Josef bezog eine hohe Stellung und trug den Siegelring des Pharaos. Sie sprachen: „Dieser ägyptische Mann!“ Sie wussten nicht, dass es ihr Bruder Josef war. Immer wieder riefen sie aus: „Dieser ägyptische Mann!“

 

 

 

Ohne dass sie es wussten, erfüllte sich die Prophezeiung seines Traumes. Josef war derjenige, der damals solche Probleme in der Familie verursachte und den die Familie nicht verstand. Sie verneigten sich nun vor ihm. „Wir sind redliche Leute eines redlichen Mannes!“ Von wegen! Heuchler waren es! Daraufhin fragt er sie, von woher sie gezogen seien. Lest selbst die Geschichte in der Bibel nach. Ich will nicht alles wiederholen, sondern nur aufarbeiten, damit wir wissen, wie eine Versöhnung funktioniert. (1 Mose 42,1ff.)

 

 

 

„Ihr seid Spione!“, rief Josef aus. Ihr wollt nur ausspionieren, wie es sich bei uns verhält!“ Doch das wiesen sie von sich mit den Worten: „Wir sind redliche Leute. Wir gehören zu einem großen Stamm. Zwölf Söhne hat unser Vater Jakob. Wir leben in Kanaan. Der jüngste Bruder blieb bei seinem Vater, und einer seiner Söhne verstarb.“ (Siehe 1 Mose 42,13) Sie logen Josef ins Angesicht und sprachen: „Einer seiner Söhne verstarb.“ Josef gab vor, ihnen nicht zu glauben und hielt sie drei Tage lang unter Gewahrsam im Gefängnis fest. Das wäre eine Predigt für sich selbst.

 

 

 

Hernach bot er ihnen an, Getreide zu geben. „Aber einer bleibt bei mir als Geißel und als Pfand zurück, solange, bis ihr mir euern jüngsten Bruder brachtet!“ Diese Geschichte beweist, dass es echt ist. Benjamin, aus dem Schoß der Mutter Rahel, war sein leiblicher Bruder. Plötzlich kam Furcht auf. Der Herr weckte in ihnen das schlechte Gewissen, wie folgt: „Das passiert jetzt nur deswegen, weil wir unseren Bruder Josef nach Ägypten verkauften! Weil wir nicht gerecht waren! Weil wir uns versündigten!“ Der Herr erweckte das Gewissen. Sie bekamen ein schlechtes Gewissen. Sofort gedachten sie daran, was sie Josef angetan hatten. Das ist in der Bibel aufgezeigt, siehe nachfolgender Vers.

 

 

 

Niedergeschmettert von Schuld erinnerten sie sich daran, dass sie kein Erbarmen mit ihrem Bruder Josef hatten, als er um Erbarmen flehte. Es steht geschrieben: Sie sprachen aber untereinander: Das haben wir an unserem Bruder verschuldet! Denn wir sahen die Angst seiner Seele, als er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese Trübsal über uns (1 Mose 42,21). „Darum werden wir von dieser Trübsal heimgesucht, sodass wir nun zurückgehalten werden und Schwierigkeiten bekommen mit dem Pharao!“ 

 

 

 

Besonders verzweifelt war Ruben, der Erstgeborene, weil er seine Brüder nicht von der Handlung abzubringen vermochte, Josef zu verkaufen. Weißt du, das Versagen kommt hoch, egal wer daran schuld war. Josef vernahm alles. Die Brüder dachten, er wäre der hebräischen Sprache nicht mächtig. Er sprach mit ihnen mittels eines Dolmetschers. Dann entschied er, dass er Simeon, den Zweitältesten, in Ägypten behalten wolle. Die anderen schickte er mit dem Getreide fort. Heimlich steckte er das Geld, das sie bezahlten, in die Kornsäcke hinein. Du siehst dieses Geplänkel. Plötzlich wird man günstig behandelt. Wir wissen nicht, wieso und weshalb und sagen: „Irgendetwas stimmt hier nicht!“ (Siehe 1 Mose 42,25)

 

 

 

Als sie wieder in Kanaan waren, erschraken sie, und ihr Vater desgleichen. Wir lesen, dass er Josef verlor, Simeon als Geißel in Ägypten wäre und nun noch sein Sohn Benjamin nach Ägypten geschickt werden solle, weil sonst Simeon nicht frei käme. „Ihr beraubtet mich meiner Kinder!“, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Da sprach Jakob, ihr Vater, zu ihnen: Ihr beraubt mich meiner Kinder! Josef ist nicht mehr da, Simeon ist nicht mehr da, Benjamin wollt ihr auch wegnehmen; es geht alles über mich (1 Mose 42,36).

 

 

 

Wenn der Herr arbeitet, dann bricht es über uns ein, ob Segen oder Fluch. „Der Segen schlägt über mir zusammen! Was soll ich tun? Ich bin auf der Segenswelle!“ Oder aber auf dem Fluch, sodass sich die Probleme nur so häufen. Es geht Schlag auf Schlag.

 

 

 

Nun bot Ruben ihm seine beiden Söhne als Pfand an, für den Fall, dass sein Vater erlaube, seinen Jüngsten mit nach Ägypten ziehen zu lassen. Der Erstgeborene gab seine beiden Söhne als Geißeln frei. Jakob war nicht bereit dazu, doch die Hungersnot war so schrecklich, dass er in die Knie gezwungen wurde. (Siehe 1 Mose 42,37f.) Die Situation durch Corona, Krieg, Katastrophen oder andere Umstände wird so schlimm, dass man nicht mehr anders vermag.

 

 

 

Jetzt mussten sie wieder nach Ägypten ziehen und Abhilfe schaffen. Nun bot sich Juda, der damals vorschlug, Josef als Sklaven nach Ägypten zu verkaufen, als Bürge für Benjamin an. „Ich setze mich als Bürge ein. Benjamin, der Jüngste, muss auf die Reise gehen, denn es gibt nichts!“ (Siehe 1 Mose 43,9) Du siehst, das Heil geht aus dem Unheil hervor. Der Herr benützt sämtliche Umstände. Schweren Herzens gab Jakob nach und wies an, diesem ägyptischen Mann Josef auf dem Thron der Pharaonen als Geschenk mitzugeben Balsam, Honig, Gewürze, Myrrhe, Pistazien und Mandeln. (Siehe 1 Mose 43,11) Weißt du, Jakob war ein alter Fuchs. Er versuchte zu beschwichtigen durch Geschenke und glaubte, dadurch etwas zu erreichen. Du vermagst dein schlechtes Gewissen nicht durch Geschenke zu beschwichtigen. Da musst du dich selber stellen!

 

 

 

Diese Dinge gab es in Kanaan, aber nicht Getreide, welches nun wiederum sie benötigten. Außerdem sollten sie doppelt soviel Geld mitnehmen als zuvor für das Getreide, und desgleichen für die Sachen, welche sie in den Kornsäcken fanden. Diese sollten sie wieder abgeben und sich entschuldigen, etwa so: „Das fanden wir!“

 

 

 

Als sie in Ägypten ankamen, wurden sie Josefs Haus zugeführt. Ich möchte eigentlich nur sagen: So arbeitet der Herr. So wird die Vergangenheit aufgearbeitet. Du vermagst nicht wegzulaufen, ganz gleich, wohin du läufst. Du musst den Weg gehen, den der Herr vorzeichnet. Angstvoll spekulierten sie, dass sie wegen des Geldes in den Kornsäcken zu Josef vorgeladen und dafür ihre Strafe empfangen würden. Josefs Verwalter versicherte ihnen, dass er ihre Zahlung erhalten habe. Alles sei okay gewesen, auch das mit dem silbernen Becher: „Ich weiß nicht, warum ihr kommt?“ (Siehe 1 Mose 43,18-23)

 

 

 

Dann ließ man Simeon frei, damit er seine Brüder begrüßen durfte. Als sich Josef wieder zu Hause einfand und sah, was passiert war, wurden seine Brüder zu ihm geführt. Sie überreichten ihm die Geschenke und verneigten sich demütig, nicht mehr so wie sie es zuvor taten. „Wir sind Söhne eines rechtschaffenen Mannes!“ (Siehe 1 Mose 43,23c-26) Denn nun sahen sie sich selber als Diebe, die Josef angeblich bestohlen hatten. Wieder erfüllte sich Josefs prophetischer Traum. Weißt du, Versöhnung und Wiedergutmachung ist eine prophetische Sache. Der Herr muss uns Schritt für Schritt führen.

 

 

 

Josef eröffnete die Frage, ob ihr Vater noch lebe. Und sie äußerten: „Ja, er lebt, aber sein Herz zerbrach.“ Nachdem er vernahm, dass sein Vater wohlauf war, fragte Josef, ob Benjamin, der Jüngste von ihnen, anwesend wäre, denn diesen kannte er noch gar nicht nach zwanzig Jahren. Er war zu der Zeit, da er als Sklave verkauft wurde, noch nicht geboren. Und als er ihn sowie seine Brüder insgesamt nach so vielen Jahren sah, übermannte es seine Gefühle. Er dachte bei sich: „Das sind meine Brüder! Sie veränderten sich noch gar nicht groß. Ich veränderte mich, aber nicht sie!“ (Siehe 1 Mose 43,27-30)

 

 

 

Er verließ den Raum, um die Fassung wiederzuerlangen, und kam zurück, um nun mit ihnen zu speisen. Und nun pass auf, was sich wiederum zutrug. Abermals bekamen sie ein schlechtes Gewissen. Josef achtete darauf, dass Benjamin, sein jüngster Bruder, einen vollen Teller bekam. Die Sitzordnung wurde von den Brüdern beschlossen und arrangiert. Plötzlich waren sie erstaunt, dass Josef wusste, wer der Erstgeborene und wer der Letztgeborene war. Erstaunt dachten sie: „Josef hat Kenntnis über unsere Familienverhältnisse!“

 

 

 

Ich besuchte meinen Schwager und wir plauderten über Belangloses. Die Mädchen kamen gerade aus der Schule heim. Nach einer Weile fragte die eine von beiden: „Papa, wer ist dieser Mann? Der weiß so viel über uns! Genauso trug es sich zu!“ Und sie erfuhr, dass er mein Schwager sei.

 

 

 

Er wusste so viel von ihnen, doch sie wussten nicht, dass Josef eine andere Person geworden war. Nun machte sich Josef an den weiteren Teil seines Planes. Er wollte nunmehr den Vater nach Ägypten holen. Ich gehe darauf nicht groß ein. Doch es ist interessant, wie Versöhnung stattfindet.

 

 

 

Josef wies seinen Verwalter an, die Säcke mit Korn zu füllen und ihnen heimlich ihr Geld zurückzugeben. Im Sack Benjamins war noch ein silberner Becher versteckt. Kaum waren sie nach Kanaan aufgebrochen, stellten sie unterwegs fest, dass sie verfolgt wurden. Nicht etwa von ihrem schlechten Gewissen, sondern vom Verwalter Josefs, der ausrief: „Ihr seid Räuber. Ihr habt uns bestohlen!“ Sie waren erschüttert. „Warum sollten wir stehlen?“, fragten sie. Überzeugt von ihrer Unschuld stimmten sie einer Untersuchung zu und riefen: „Derjenige, dessen Kornsack den silbernen Becher enthält, ist des Todes schuldig. Diese Person wird getötet!“

 

 

 

Du siehst, wie der Herr arbeitet. Bei wem der Becher gefunden werden würde, der müsse sterben und sie selbst würden zu Sklaven. Doch sie fühlten sich unschuldig, obwohl sie Schuld traf, da sie Josef verkauft hatten. Du siehst, wie Versöhnung geschieht: „Wir fühlen uns nicht schuldig!“ sowie: „Ich habe nichts Unrechtes getan! Ich verhielt mich richtig!“ So viele Menschen glauben, dass sie sich richtig verhielten, nichts Unrechtes taten! „Ich tat nur das, was das Gesetz erlaubt, oder eben nicht erlaubt.“ (Siehe 1 Mose 44,1-12)

 

 

 

Josef wollte sie auf die Probe stellen, ob sie Benjamin im Stich lassen würden, so wie sie es bei ihm selbst taten. Oder würden sie gar ihren eigenen Vorteil suchen, so wie einst, da sie Josef verkauften an die ismailitischen Kaufleute? Als nun der Silberbecher bei Benjamin entdeckt wurde, waren sie schockiert, und zwar so sehr, dass sie sogar ihre Gewänder zerrissen. Sie gingen zurück, um sich Josef zu stellen. So findet Vergebung und Versöhnung statt. (Siehe 1 Mose 44,13)

 

 

 

Josef gab vor, ihnen durch Wahrsagerei auf die Schliche gekommen zu sein. Er akzeptierte ihr kollektives Schuldbekenntnis nicht. Er werde Benjamin als Sklaven behalten und sie zu ihrem Vater zurückgehen lassen ohne ihn. Dann trat Juda, der einst den Verkauf arrangierte, von seiner Schuld betrübt, vor, und sprach: „Behalte mich als Sklaven und entlasse Benjamin, sonst bricht das Herz meines Vaters! Mein Vater ist hochbetagt und verkraftet es bestimmt nicht! Seinen Lieblingssohn im Alter zu verlieren wäre das Schlimmste, was ihn jemals erwarten könnte! Jakob würde sterben, wenn Benjamin nicht zurückkäme!“ Juda flehte: „Josef, nimm mich! Nimm mich! Nimm mich anstelle meines Bruders Benjamin!“ Dadurch erkannte Josef, dass Juda seiner Schuld gewahr war und wusste: „Ich beging einen Fehler bei Josef, und diesen Fahler möchte ich nicht noch einmal vollziehen!“ (Siehe 1 Mose 44,33f.)

 

 

 

Weißt du, bei Versöhnung ist es so wichtig, dass wir den Fehler nicht erneut vollziehen, d.h., dass wir darauf Acht geben: „Das möchte ich nicht noch einmal ausführen und vollziehen!“ Erst im Anschluss daran, nachdem wir soweit waren und gemäß der Bibel eine rechtschaffene Buße taten, findet Vergebung statt. Anderenfalls vergiss es. Nur zu sagen: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ und hernach so weiterzuleben wie bisher, so etwas kennt die Bibel nicht! Das kommt nicht in Betracht, denn es ist nicht das Ansinnen des Herrn, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Seht zu, bringt rechtschaffene Frucht der Buße! (Mt 3,8) Und Juda tat jetzt diese rechtschaffene Buße, so: „Ich bin schuld und biete mich als Sklaven an.“

 

 

 

Man sieht auch, dass die Brüder Rücksicht auf ihren Bruder Benjamin nahmen, wie etwa: „Der jüngste Bruder soll ein Sklavendasein führen? Das dürfen wir nicht zulassen. Wir bleiben alle hier!“ Dadurch wurde Josef gewahr, dass alle zur Vergebung und Versöhnung bereit waren. Man muss ,weichgeklopft‘ werden, damit Vergebung und Versöhnung stattfinden kann. Tut mir leid, dass ich das sage. Man muss weichgeklopft werden durch Krankheit, Nöte und dadurch, dass nichts mehr geht.

 

 

 

Jakob log ja auch und betrog seinen Bruder. Hier findet so viel Aufarbeitung statt! Alles, was in der Familie Jakobs stattfand, kommt wieder zum Tragen.

 

 

 

Josef schickte alle außer Benjamin aus dem Raum. Er fing laut an zu weinen und sprach: „Ich bin euer Bruder Josef. Auch wenn ich jetzt komisch aussehe, gleich einem Ägypter, einem Pharao. Ich bin euer Bruder Josef!“ Und wieder standen sie erschüttert da. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten. Noch einmal erklärte Josef ihnen, wer er sei. Sie sollten nicht bestürzt sein über das, was sie ihm angetan hatten, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Aber Gott hat mich vor euch hergesandt, dass er euch übrig lasse auf Erden und euer Leben erhalte zu einer großen Errettung (1 Mose 45,7). Er hat großes Erbarmen! Manchmal muss etwas passieren, damit Gottes Plan zur Erfüllung gelangt.

 

 

 

Stell dir einmal vor, wenn Josef nicht in Ägypten gewesen wäre, wäre ganz Ägypten, der Rest der damaligen Welt um Ägypten herum, und die Israeliten verhungert und die Sache des Herrn wäre niemals zur Erfüllung gelangt. Der Herr machte es gut! Brich mit der Vergangenheit, so lautet mein Thema. Trage niemandem etwas nach! Hadere nicht mit deinem Los! Hadere nicht mit dem Herrn: „Gott, warum muss mir das alles widerfahren? Warum lässt Du zu, dass das Haus abbrennt, dass die Tiere gestohlen werden, dass die Kinder sterben und dass alles vernichtet wird?“

 

 

 

Löse dich von deiner Vergangenheit, von deinem Pech, von deinen Pannen und Pleiten, von deinen Versagen und sogar von den Versagen anderer Leute und von wem auch immer! Hier versagten die Geschwister. Vergiss alle deine verlorenen Schlachten bzw. die Jahre, die für Josef scheinbar verloren waren. Josef reifte in diesen zwanzig, zweiundzwanzig Jahren. Er reifte zur Vergebung heran. Man muss zur Vergebung reifen! Nicht nur dieser, welcher um Vergebung bittet, muss reif werden, sondern auch jener, der Vergebung ausspricht. Beide müssen reif werden. Auf beiden Seiten findet die Reifung statt.

 

 

 

Jakob samt seinem Hausrat wurde nach Ägypten überführt. Plötzlich fuhr ein vergoldetes Pferdegespann vor seinem Zelt vor. Jakob dachte: „Was ist denn da los?“ Seine Brüder und der Bote, der die Sache betreute, stiegen aus, wie nachfolgend aufgezeigt ist: Eilt nun und zieht hinauf zu meinem Vater und sagt ihm: Das lässt dir Josef, dein Sohn, sagen: Gott hat mich zum Herrn über ganz Ägypten gesetzt; komm herab zu mir, säume nicht! Du sollst im Lande Goschen wohnen und nahe bei mir sein, du und deine Kinder und deine Kindeskinder, dein Kleinvieh und Großvieh und alles, was du hast. Ich will dich dort versorgen, denn es sind noch fünf Jahre Hungersnot, damit du nicht verarmst mit deinem Hause und allem, was du hast (1 Mose 45,9-11).

 

 

 

Du siehst, Josef handelte großzügig! Stell dir vor, was bei Jakob geschah: „Das Kleid rahmte ich ein. Ich verehrte und vergötterte es! Das Königskleid, welches ich für meinen Buben Josef anfertigen ließ, soll von einem wilden Tier zerrissen worden sein? Ist das überhaupt richtig? Täuschen sie sich nicht etwa? Bilden sie sich das nicht ein? Ist das nicht eine Falle? Bin ich denn verrückt? Ich weiß nicht, was ich sagen soll!“

 

 

 

Als Jakob vernahm, dass Josef lebte – denn sie hatten Beweise und überredeten ihn – vermochte er es nicht zu glauben. Die Brüder erzählten: „Ja! Unser Josef lebt!“ Dieser sagte ihnen jegliche Hilfe zu, damit der Vater keine Furcht habe, nach Ägypten überzusiedeln, um zu ihm zu gelangen. Denn wahrlich, Jakob hatte Furcht nach Ägypten zu ziehen, in aller Liebe. Seine Vorfahren Abraham und Isaak zogen nach Ägypten und erlebten dort nur Pannen und Pleiten. Jakob sah seine zurückkehrenden Söhne und vernahm deren Botschaft: „Josefs Leben blieb verschont! Dein Sohn lebt!“ (Siehe 1 Mose 45,25f.)

 

 

 

Als sie in Beerscheba rasteten, empfing Jakob eine Offenbarung des Herrn. Er sprach zu ihm, was geschrieben steht, siehe hier: Und er sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen (1 Mose 46,3a). Der Herr sprach also: „Fürchte dich nicht, denn es wird alles gut werden.“ Erst nachdem du das Signal des Herrn erhieltest: „Es wird alles gut werden.“, solltest du handeln! Handle erst, nachdem du dieses Signal, das grüne Licht, empfingst! Daraufhin zog Israel also hin mit all seiner Habe. Als er sich in Beerscheba einfand, brachte er dem Gott seines Vaters Isaak Schlachtopfer dar. Gott sprach also zu Israel des Nachts in einer Erscheinung: „Jakob, Jakob!“ Und: „Josef, dein Sohn, für den du geweint und getrauert hast, Depressionen hattest, eben dieser soll dir die Augen zudrücken. Der Herr sprach: „Geh!“ (Siehe 1 Mose 46,3b-4)

 

 

 

Weißt du, das ist eine schöne Geschichte und ein Einschub. Ein Einschub ist ein Hinweis auf Jesus, auf die Erlösung, auf die Gemeinde, auf das Reich Gottes u.v.m.

 

 

 

Als Jakob vor den Pharao trat, fragte dieser ihn nach seinem Alter. Es ist wichtig, was Jakob daraufhin kundtat, denn er sprach über sein Leben und darüber, was sein Leben prägte. Er war aufrichtig. Er log nicht. Er hätte sich auch jünger stellen und zu sagen vermocht, dass es sich anders verhielte. Aber nein, das tat er nicht! Lies, was geschrieben steht, siehe hier: Jakob sprach zum Pharao: Meine Zeit in der Fremde ist hundertdreißig Jahre; wenig und böse ist die Zeit meines Lebens und reicht nicht heran an die Zeit meiner Väter in ihrer Wanderschaft (1 Mose 47,9). Hundertdreißig Jahre!

 

 

 

Wenn es auch schwierig ist, zu vergeben, man versucht immer wieder, Vergebung auszuführen. Weißt du, du versuchst es immer wieder. Der heutige Tag in der Welt draußen, ist der Tag der Versöhnung bzw. der Vergebung. Es ist nicht leicht zu vergeben, denn vieles reicht bis weit in die Kindheitstage hinein. Es ist tief verwurzelt, sowie bei Jakob, der sprach: „Die Zeit meiner Wanderschaft beträgt hundertdreißig Jahre. Wenig und böse ist die Zeit meines Lebens.“ Hier gab es so viele ungelöste Fälle, so viele ,Baustellen‘, die bis in seine Kindheit zurückgingen: „Ich betrog meinen Bruder, und nun betrügen mich meine zehn Söhne! Nicht etwa nur einer, sondern alle zehn Söhne betrügen mich!“ 

 

 

 

Auf einmal wird er gewahr: „Vergebung ist Bruch mit der Vergangenheit!“ Der Bruch mit der Vergangenheit ist nicht leicht. Es gibt zwei Sünden – und nun gib Acht, was ich dir sage – ja, es gibt zwei Sünden, die der Herr nicht vergibt. Du sagst: „Ja, aber ich kenne nur eine Sünde, die der Herr nicht vergibt. Das ist die Sünde bzw. Lästerung wider den Heiligen Geist.“ Nein! Die zweite Sünde, welche der Herr nicht vergibt, ist die Verweigerung der Vergebung. Wir beten das folgende Gebet, wie geschrieben steht, siehe hier: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern (Mt 6,12). Wenn wir nicht vergeben, wird auch uns nicht vergeben. Das ist genauso schlimm wie die Lästerung wider den Heiligen Geist!

 

 

 

Jakob kam nach Ägypten. Er lebte noch siebzehn Jahre. Seine Familie wurde groß. Mit etwa dreihundert Leuten, also mit Kind und Kegel, traf er in Ägypten ein. Gegen Ende seines Lebens rief er Josef zu sich und sprach: „Geschwister, wenn ihr wieder von dannen heimwärts zieht – es wird zwar noch eine Weile dauern, die ihr hier verweilen sollt – nehmt mich mit, wenn ich sterbe.“ (Siehe 1 Mose 47,29f.) Das verrichteten sie genau so. Sie balsamierten ihn ein, einer Mumie gleich, und nahmen ihn mit beim Auszug der Kinder Israels aus Ägypten. Kurz darauf, nach siebzehn Jahren, wurde Jakob krank und Josef stattete ihm, diesem alten Patriarchen, zusammen  mit seinen beiden Söhnen Manasse und Ephraim, extra einen Besuch ab. (Siehe 1 Mose 48,1)

 

 

 

Und nun, stellt euch einmal vor, tat Jakob etwas Verrücktes. Er überkreuzte seine Arme und segnete! (Siehe 1 Mose 48,14) Josef rief: „Vater, halte ein! Du machst es verkehrt!“ (Siehe 1 Mose 48,17f.) Man vermag nur über das Kreuz zu segnen! Jakob wusste: „Ich machte Fehler! Ich gab mich als Esau aus. Hätte mein Vater damals die Segnung übers Kreuz vollzogen, wäre Esau gesegnet worden und nicht ich.“

 

 

 

Jakob wusste, dass sein Ende nahte. Josef wäre nicht in Kanaan beerdigt worden, gleich Jakob. Jakob wurde von Josef in Kanaan beerdigt, denn das war es, was er seinem Vater versprach. Aber Josef war ein Pharao! Ihm wurde wahrscheinlich bereits zu Lebzeiten eine Pyramide errichtet. Doch auch er äußerte: „Nein, nehmt meinen Leichnam mit nach Kanaan beim Auszug aus Ägypten.“

 

 

 

Die Brüder bekamen, nachdem ihr Vater verstorben war, Furcht, dass Josef sie betrafen könnte. Aber dieser wurde verwandelt, sodass er nicht mehr bestrafte oder sich rächte. Josefs Reaktion war typisch für jemanden, der Vergebung durchlebt und durchgestanden hatte, ganz für sich persönlich im Geist. Er sprach, wie nachfolgend geschrieben steht: Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes statt? Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk (1 Mose 50,19f.).

 

 

 

Vierundfünfzig Jahre lebten der Vater und die Brüder des Pharaos im Ägyptenland. Anschließend kam ein anderer Pharao. Josef wurde hundertzehn Jahre alt. Er wurde einbalsamiert. Er nahm seinen Brüdern das folgende Versprechen ab: „Nehmt mich mit! Wenn der Herr mich heimsuchen wird, nehmt meine Gebeine mit von hier.“ (Siehe 1 Mose 50,25f.)

 

 

 

Es ist so wichtig, Versöhnung zu erleben und zu erfahren! Der Herr will unsere Versöhnung! Versöhnung ist genauso wichtig wie alles andere; meine Sündenvergebung.

 

 

 

Gebet: Herr, Du machst immer wieder alles gut. Du vergibst die schlimmsten Fehler, selbst das Unheil wird zum Heil. Du hast mit uns Gedanken des Friedens, des Segens und der Güte. Wenn wir uns von Dir führen lassen, und wenn wir auch Umwege gehen müssen, schwierige Wege gehen müssen, unverständliche Wege gehen müssen, Du erreichst das Ziel in unserem Leben und wir gelangen dorthin, wo wir wirklich hingehören, wo Du uns wirklich haben möchtest. Selbst wenn wir Deine Wege nicht verstehen, es sind gute Wege. Und Deine Wege haben immer, Halleluja!, ein Happy End. Danke, Vater, dafür! Amen